10.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Freund des Dalai-Lama

Tibet-Vortrag eröffnet Reihe »Länder und Menschen«

Halle (pes). Er gilt als der »Karajan unter den Vortragsrednern«, nimmt auch politisch kein Blatt vor den Mund - und eröffnet Mittwoch mit einem Diavortrag über Tibet die Volkshochschul-Reihe »Länder und Menschen«: Helfried Weyer.

Erst Weihnachten ist Weyer mit seiner Frau Renate aus dem Jemen zurückgekehrt. Zwei Tage später wurde im gleichen Dorf, aus dem die Weyers gerade abgereist waren, der ehemalige deutsche Diplomat Jürgen Chrobog mit seiner Familie entführt. »Ich würde aber sofort wieder in den Jemen gehen«, schwärmt der erfahrene Weltenbummler aus Buxtehude im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT von dem faszinierenden Land am Südzipfel der arabischen Halbinsel. Bei den Entführungen sei bisher noch keiner Geisel etwas passiert, weil es den Stammesfürsten nur darum gehe, Entwicklungshilfe-Gelder, die ansonsten in der Hauptstadt Sana'a oder gar in privaten Kanälen versickern, auch für ihre Regionen locker zu machen.
Helfried Weyer ist selbst routinierter Veranstalter für Foto-Reisen, widmet sich in seinen Vorträgen aber nicht nur den Schönheiten des Landes, sondern auch den Menschen. Wohl darum fühlt er sich auch im Jemen relativ sicher, darum auch kann er während seiner Vorträge Missstände zur Sprache bringen.
Sein Bericht aus Tibet hat nicht ohne Grund den Untertitel »Der stille Ruf nach Freiheit«. Weyer zeigt auf seiner zwölf Meter breiten Panorama-Leinwand - wenn sie denn in die Aula der Berufsschule passt - ab 19.30 Uhr nicht nur beeindruckende Fotos von den Gipfeln des Himalaya, von Lhasa, vom heiligsten Berg der Erde, von den großartigen Klosterstädten Labrang und Kumbum, von den Menschen in diesem Hochland, sondern er ergreift auch eindeutig Partei für das von China unterdrückte tibetanische Volk. Weyer hat schon mehrfach den Dalai-Lama getroffen, kämpft mit ihm gegen die Menschenrechtsverletzungen in dessen Heimatland. Und dennoch lassen die Chinesen den kritischen Vortragsreisenden immer wieder ins Land: »Wohl, weil ich ihnen immer Touristen und Devisen bringe«, vermutet Weyer.

Artikel vom 10.01.2006