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Umzug ins warme Kantorhaus

Brockhagener Kirchengemeinde spart während der Heizperiode Kosten

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen-Brockhagen (WB). Es muss gespart werden im Kirchenkreis Halle, auch bei den Heizkosten. Für die Mitglieder der evangelischen Gemeinde in Brockhagen wird dieses Ziel nun ganz konkret spürbar. Denn drei Monate lang soll jetzt nicht in der Kirche sondern im Kantorhaus Gottesdienst gefeiert werden.

Vom 22. Januar bis zum Gründonnerstag, 13. April, wird die Gemeinde in das einfacher zu beheizende Kantorhaus umziehen. So hat es das Presbyterium beschlossen. Amtshandlungen wie Taufen oder Beerdigungen werden aber nach wie vor in der St. Georgskirche abgehalten, erläutert Pfarrer Bernd Langejürgen im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Und er betont: »Das ist zunächst ein Probelauf.«
Denn wie viel die Kirchengemeinde Brockhagen am Ende tatsächlich auf diese Weise einsparen kann, das sei noch nicht erwiesen. »Wir erhoffen uns eine Einsparung von 1000 Euro«, sagt Langejürgen. Immerhin 4000 bis 5000 Euro kostet die Heizperiode die Gemeinde im Jahr - allein die Kirche. »Wir haben dort keine Umluftheizung, sondern Heizstrahler unter den Sitzbänken und in den Fensternischen«, berichtet Langejürgen. Etwa eine Stunde vor dem Gottesdienst muss Küsterin Ina Walkenhorst, die strombetriebenen Strahler anschalten, damit es einigermaßen warm wird. Ist es sehr frostig, müssen die Strahler auf Dauerbetrieb eingeschaltet bleiben, schon allein, um die Orgel nicht zu kalt werden zu lassen. Dazu kommen die Beleuchtungskosten.
Im Kantorhaus dagegen gibt es eine Gasheizung. Für kleinere Gruppen und bei den Passionsandachten wird der Raum dort sowieso genutzt. Nun sollen auch die Gottesdienstbesucher -ÊLangejürgen: »An normalen Sonntagen sind es durchschnittlich 40« -Êdort einziehen. Ein Altar soll gegenüber der Deelentür aufgebaut werden, davor in die Mitte die Stuhlreihen. Am Eingang zur Küche wird ein E-Piano oder Klavier stehen.
Zeitweise Verlegungen der Gottesdienste habe es auch schon früher gegeben, erinnert Langejürgen an die Renovierungen der Kirche 1993/94 und 1961 bis 1963. Und auch die Wertheraner Kirchengemeinde zieht jetzt erstmals wegen der Heizkosten vorübergehend in ihr Gemeindehaus.
Bei den Sachkosten wird in Brockhagen schon länger bewusst gespart, berichtet Pastor Bernd Langejürgen. Denn immerhin habe seit 2003 keine Gemeinde im Kirchenkreis einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können. In Brockhagen beträgt die Lücke inzwischen 45 000 Euro. Rücklagen helfen da derzeit noch weiter. Doch auch beim Personal wird es Schnitte geben müssen, sagt Langejürgen. »Wir werden in mehreren Bereichen Stunden kürzen, so dass kein Arbeitsplatz aufgegeben wird.« Neun Mitarbeiterinnen gibt es im Kindergarten, sechs in der eigentlichen Gemeinde. »Wir sind auf mehr ehrenamtlichen Einsatz angewiesen. Und unsere Zukunft wird in stärkerer Kooperation mit den benachbarten Gemeinden liegen«, sagt Pfarrer Langejürgen.

Artikel vom 10.01.2006