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Vom Himmel in die Steckdose

Größte Photovoltaikanlage im Kreis Höxter arbeitet in Hembsen auf der Dorfhalle

Von Michael Robrecht
Hembsen (WB). Hohe Preise für Gas und Öl sorgen in Deutschland für einen Boom der erneuerbaren Energien. Windräder, Wasserkraft und Photovoltaikanlagen sind deshalb im Kreis Höxter gefragt wie nie. Die Branche entwickelt sich: In Hembsen ist die größte Solarstromanlage zwischen Egge und Weser ans Netz gegangen.

Vom Himmel in die Steckdose: Von der großen Dachfläche der Gemeindehalle an der Straße nach Bökendorf fließt seit einigen Tagen Strom ins Netz des Versorgers E.ON. Innerhalb von nur einem Dreivierteljahr haben sich Hembsener Investoren ihren »Platz an der Sonne« eingerichtet. Franz-Josef und Maik Ellebrecht sowie Johannes Kretzer erinnern sich noch genau, wie sie auf die Idee mit ihrem »Kleinkraftwerk« gekommen sind: »Wir standen auf dem Hembsener Sportplatz, haben das Riesendach der Dorfhalle gesehen und sagten uns: Hier bauen wir eine Photovoltaikanlage«, berichtet Maik Ellebrecht. Das sei im März 2005 gewesen, weiß einer der Hauptgesellschafter noch genau. »Wir sind dann zu Brakels Bürgermeister Friedhelm Spieker gefahren und haben auch mit dem Hallenförderverein Hembsen über einen Mietvertrag gesprochen. Überall bekamen wir schnell grünes Licht«, erzählt der frisch gebackene Stromproduzent stolz.
339 Module auf dem Dach wandeln Sonnenlicht in elektrische Energie um. »Mit dem Strom aus Hembsen lassen sich pro Jahr zwölf Einfamilienhäuser versorgen«, rechnet Christian Schemmer-Kuhlemann aus Detmold vor, der die Technik geliefert hat. Zusammen mit dem Brakeler Informationstechnikermeister Franz-Josef Todt hat er die Anlage installiert. Mit 44 000 Kilowatt-stunden Jahresleistung sei das Solardach das Größte im Kreis. Gekostet hat es 263 000 Euro netto (die Mehrwertsteuer wird erstattet). »Das kleine Kraftwerk rechnet sich nach 12 bis 15 Jahren«, sagt Johannes Kretzer.
Froh waren die Hembsener darüber, dass Christian Schemmer die Module (ein Meter bis 1,60 Meter) ohne Warteschleife besorgen konnte. »Die Nachfrage nach Modulen ist so groß, das nicht genug produziert werden können«, so Schemmer. Die Politik habe zwar die Weichen pro Photovoltaik gestellt, der Aufbau neuer Herstellerunternehmen dauere aber Jahre. Die Aufstellung der Anlage in Hembsen auf dem Hallendach habe nur eine Woche gedauert. »Die Hembsener haben positiv auf das neue Dach reagiert«, meinen die Investoren. »In Augustdorf bietet die Gemeinde speziell öffentliche Dächer für solche Anlagen an«, erzählt der Detmolder Photovoltaik-Fachmann Schemmer. Anderswo gingen Betreiber auch auf kirchliche Gebäude oder auf Dachflächen großer Güter und Höfe. »Viele loben Solarstromanlagen als verträglich für die Landschaft - im Gegensatz zu Windrädern«, so die Photovoltaiker.
Finanziert werden könne das alles auch mit günstigen Darlehn der Bank für Wiederaufbau. »Wir haben das über unsere Hausbank gemacht«, so Maik Ellebrecht. Die Hembsener bekommen noch die 54,5 Cent pro Kilowattstunde von der E.ON als garantierten Abnahmepreis. Ab 2006 sei dieser Satz auf 51,8 Cent gesenkt worden. 20 Jahre werde die Abnahme durch den Stromversorger garantiert.
Stark im Kommen sind im Kreis Höxter zurzeit auch kleine Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Einfamilienhäusern oder auch an Parkscheinautomaten.

Artikel vom 10.01.2006