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Ein Bayer »rauscht« heran

Christian Rauscher verstärkt das Physiotherapeuten-Team des SCP

Von Matthias Reichstein
Costa Ballena (WV). Eines hat Christian Rauscher sehr schnell gemerkt: Die Atmosphäre beim Fußball ist mit der beim Tennis überhaupt nicht zu vergleichen. Der neue Physiotherapeut beim SC Paderborn 07 tauschte am 1. Januar die gelbe Filzkugel mit dem Lederball und gehört seitdem zum festen Team des Zweitligisten.

Seine Premiere auf der Bank feiert er am morgigen Mittwoch. Wenn der SCP in Jerez auf den Bundesligisten Hannover 96 trifft, sitzt der 40-Jährige zum ersten Mal am Rasen-Rand. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Zweitliga-Rückrunde: »Darauf freue ich mich schon riesig. Als Fußball-Fan war es immer ein Traum von mir, mal in einem Bundesliga-Stadion auf der Bank zu sitzen und die ganzen Emotionen als direkt Beteiligter mitzuerleben.«
Bei der täglichen Arbeit hält sich der Bayer aber lieber dezent im Hintergrund. Für die Spieler da sein, eine Art Schnittstelle zwischen den Profis und dem Trainerstab bilden und versuchen, sich in die Probleme der neuen Schützlinge hineinzuversetzen, ohne gleich Partei zu ergreifen - diesen Balanceakt gilt es in den kommenden Jahren zu bewältigen. Zwei Stunden vor und zwei Stunden nach jeder Trainingseinheit steht Rauscher den Spielern in der Regel zur Verfügung. Bei dringenden Fällen natürlich auch zwischendurch und im Trainingslager in Costa Ballena praktisch rund um die Uhr. Denn das verletzte »Kapital« des Klubs wie Neuzugang Bernhard Erkinger (Achillessehne) schnell wieder fit zu bekommen ist eine Aufgabe, noch wichtiger ist für den gebürtigen Passauer aber die Prävention: »Wir Physios wollen mit unserer Arbeit versuchen, kleinste Wehwehchen im Vorfeld zu sehen. Denn eine drohende Verletzung rechtzeitig zu erkennen, ist immer besser, als langfristig zu behandeln.«
Christian Rauscher kommt aus dem Tennis. Das deutsche Davis Cup-Team wurde von ihm während seiner 15-jährigen Laufbahn schon ebenso behandelt wie die meisten ausländischen Stars. Den ostwestfälischen Tennisfans wird Rauscher vielleicht als langjähriger Mitarbeiter bei den Gerry Weber Open aufgefallen sein. Beim Wimbledon in Westfalen steht er noch zwei Jahre und damit bis 2008 unter Vertrag, dort wird der Novize mit den gefühlvollen Händen auch noch seine kommenden Sommer-Urlaube verbringen.
Den ersten Kontakt zum SC Paderborn 07 stellte übrigens Ekkehard Schurig her. Der Paderborner Physiotherapeut, der mit seinem Praxis-Team den SC Paderborn schon seit Jahren unterstützt, rief den Sportlichen Leiter Günther Rybarczyk an, Rauscher rauschte an und die Überraschung war entsprechend groß: »Ich hätte ja viel erwartet, aber einen waschechten Bayer beim SC Paderborn sicher nicht.« Das gegenseitige Vertrauen (»Das Eis war schnell gebrochen, wir Bayern müssen uns nur einmal in die Augen schauen«) war sofort da, die Zusammenarbeit bis zum 30. Juni 2007 wurde entsprechend kurzfristig besiegelt.
Dass die von Erfolg gekrönt sein wird, steht für Paderborns Cheftrainer Jos Luhukay außer Frage: »Er ist ein absoluter Profi, der uns noch ein Stück auf dem Weg zu mehr Professionalität weiterbringen wird.« Die Arbeit teilt sich Christian Rauscher mit Jörg Liebeck. Die beiden kannten sich vorher nicht. Paderborns Nord-Süd-Gipfel an der Massagebank eint aber eins: Beide schwärmen für den Deutschen Rekordmeister von der Isar.

Artikel vom 10.01.2006