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Mitmachen statt Zuschauen

Eine Stimme zum Neujahrsempfang des Bürgermeisters

Mit dem bevorstehenden Jahresempfang des Bürgermeisters beschäftigt sich folgender Leserbrief:

In den ersten Tagen des Januars finden sie überall reihenweise statt: Neujahrsempfänge von Städten und Stadtbezirken, Vereinen und Verbänden, Parteien und Institutionen. In diesem Jahr wollte auch Vlothos Bürgermeister Bernd Stute nicht nachstehen und hat für den 29. Januar zum »Jahresempfang des Bürgermeisters« eingeladen.
Ehrenamtlich Engagierte, politische Weggefährten, prominente Persönlichkeiten und Bürger erhalten dabei Dank, Anerkennung und vermutlich auch Speis und Trank; sogar kulturelle Höhepunkte soll es geben. Ob es tatsächlich gelingt, die »richtigen Menschen zur gleichen Zeit am selben Ort« zu treffen, wie es die Einladung selbstbewusst verspricht, bleibt indes abzuwarten.
Sponsoren sind gern gesehen, haben ihr Engagement zugesagt und wollen zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. Denn niemand erwartet ernsthaft, dass der erste Bürger dieser Stadt seinen ersten Empfang auch selbst bezahlen wird. Es spielt auch keine wirklich entscheidende Rolle, ob für die Premiere öffentliche (Steuer)-Gelder sparsam eingesetzt werden. Wichtiger ist, dass die Veranstaltung für Kommunikation genutzt wird.
Zu Beginn des neuen Jahres wird traditionell über die Zukunft gesprochen. Gemeint ist dann nicht nur die politische Zukunft einer Stadt wie Vlotho. Auch um die wirtschaftliche Entwicklung geht es. Woher kommen die Ausbildungs- und Arbeitsplätze in den nächsten Jahren, wie kann kulturelle Vielfalt erhalten bleiben, genügt die Zahl der Bildungsstätten, und vor allem: Ist diese Stadt als Wirtschaftsstandort noch attraktiv genug?
Das Wort von Visionen macht schnell die Runde, von Zukunftsentwürfen, auf die man wartet. Dann folgen nicht selten Klagen über fehlende Persönlichkeiten in der Politik, über Männer und Frauen, die sich über den Tag hinaus Gedanken machen und Konzepte entwerfen. Dabei wird leicht vergessen, dass unsere Demokratie alle einlädt, sich einzubringen. Mitmachen statt nur Zuschauen ist in dem Gemeinwesen Stadt angesagt - nur so wird Vlotho eine »Stadt für alle«, wie es in der Einladung heißt.
Im Interesse einen lebendigen Demokratie, einer offenen Gesellschaft wäre es gut, wenn möglichst viele aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft zum Jahresempfang in das »Haus des Gastes« kämen und nicht nur jene, die sich ohnehin regelmäßig begegnen im Rathaus, im Unternehmen, in der Schule oder sonstwo.
SIEGFRIED MÜHLENWEG
32602 Vlotho

Artikel vom 10.01.2006