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Freundin will
nicht aussagen

Verfahren gegen Türken eingestellt

Von Wolfgang Clemm
Hiddenhausen (HK). »Es bleibt ein ganz schales Gefühl zurück«, bekannte Richterin Alea Blöbaum, nachdem sie das Strafverfahren gegen den 32-jährigen Türken Kenan M. (Name geändert) aus Hiddenhausen eingestellt und dieser grinsend Saal 5 des Amtsgerichts verlassen hatte.

Doch die Alternative für die Justiz wäre angesichts der Beweislage gewesen, den Angeklagten auf Kosten der Landeskasse freizusprechen - dies hätte noch stärkere Bauchschmerzen verursacht.
Am 8. März war der Busfahrer mit seinem Pkw unterwegs, die 19-jährige Freundin saß auf dem Beifahrersitz. Sie bekam über Handy eine Einladung ihres Bruders zu einem Essen, das er zubereitet hatte. Kenan M. verbot ihr dies kurzerhand. Als sie nicht »parierte«, stoppte er die Fahrt, schlug die Freundin zu Boden und trat mehrmals auf die Liegende ein. Als sie von »Polizei« sprach, flüchtete er.
Die junge Frau fuhr mit ihrem Bruder zum Mathildenhospital. Die Ärzte attestierten zwar die Schmerzen, verließen sich dabei aber ausschließlich auf die Angaben der Patientin, da keine Verletzungen sichtbar waren. Anschließend erstattete die Frau Strafanzeige und gab eine detaillierte Schilderung zu Protokoll. Jetzt vor Gericht verweigerte sie als Zeugin die Aussage: »Er hat sich entschuldigt, wir haben uns verlobt und wohnen zusammen. Ich sage nichts mehr zu dem Vorfall.«
Als sie den Saal verlassen hatte, setzte Kemal M. noch einen drauf: »Da war gar nichts. Sie wollte sich nur rächen, weil ich Schluss mit ihr gemacht hatte.« Doch die Richterin hatte auch noch ein Schlusswort für ihn auf Lager: »Sie sind einmal aufgefallen. Ich glaube übrigens der früheren Aussage Ihrer Verlobten. Sie bekommen einen Vermerk in Ihre Akte: Beim nächsten Vorfall gibt es das volle Programm und einen sehr raschen Verhandlungstermin mit Polizisten, Ärzten, dem Bruder und allen Zeugen!«

Artikel vom 10.01.2006