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»Motivierte Mitarbeiter sind gesund«

Keine Rekordtief, aber Firmen im Altkreis mit Krankenstand zufrieden

Von unseren Redakteuren im Altkreis
Altkreis Halle (WB). Die Deutschen haben sich 2005 so selten krank gemeldet wie noch nie. Der Krankenstand sank auf den historischen Tiefstand von 3,3 Prozent. Die Firmen im Altkreis können diesen Rekord so allerdings nicht bestätigen.

»Bei uns lag der Krankenstand - also das Verhältnis zwischen Anwesenheit und Krankheitstage - im vergangenen Jahr bei 4,2 Prozent«, sagte Konrad Fischer, Personalleiter bei der Wertheraner Firma Poppe & Potthoff, auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes. Damit sei der Krankenstand im Vergleich zu den Vorjahren stagnierend. Über die Gründe kann auch Konrad Fischer nur mutmaßen. Seitdem P&P vor zweieinhalb Jahren einen Teilbereich nach Ungarn verlegt und etwa 70 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen hatte, seien die restlichen 200 Arbeitsplätze in Werther als sicher einzustufen. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, sei deswegen vielleicht nicht so groß wie anderswo.
Ebenfalls über dem Bundestrend liegt der Krankenstand beim Steinhagener Verkehrsbetrieb Stötzel mit seinen 70 Mitarbeitern. Mitinhaber Udo Stötzel verzeichnet sechs Prozent, ein Gutteil davon aber Langzeiterkrankte. »Die abgerechnet, ist auch bei uns eine abnehmende Tendenz festzustellen«, sagt Stötzel. Als Grund sieht er die Umstrukturierung, die die Firma über mehrere Jahre beim Einsatz des Personals vorgenommen habe. »Es ist bei uns einfach wichtig, sehr präzise zu arbeiten.« Jetzt sei ein zuverlässiger Personalstamm geschaffen. »Mit motivierten Mitarbeitern geht in der Regel ein niedriger Krankenstand einher«, lobt er.
Bei der Borgholzhausener Kunstoff-Firma Bartling ist der Krankenstand in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben. Volker Bartling: »Die Zahlen sinken eigentlich immer dann, wenn es den Firmen schlecht geht.«
Firmensprecher Dr. Bernd Rössler vom Haller Süßwaren-Hersteller Storck spricht beim Vergleich der Daten von November 2004 und 2005 von einem leicht gestiegenen Krankenstand. Der sei aber, weil auf niedrigem Niveau, als »gut« zu bezeichnen.
Bei Gerry Weber in Halle konnte Personalchefin Marie-Rose Boffin durch einen Softwarefehler zwar keine konkreten Zahlen abrufen, vermeldete aber gleichbleibend wenige Krankmeldungen. Die Belegschaft bringe ein hohes Maß an Disziplin mit, meint Boffin.
Auch beim Versmolder Fleischwarenhersteller Wiltmann hat sich der Krankenstand auf einem niedrigen Niveau eingependelt. 90 Prozent der 900 Wiltmann-Mitarbeiter sind in der Produktion beschäftigt - für Personalchef Ernst Pätzold der Grund zum im Vergleich zum Bundesdurchschnitt höheren Krankenstand, den er nicht genau beziffern will. »Die Mitarbeiter in der Produktion arbeiten unter anderen Bedingungen, sind in Kühl- und Nassbereichen tätig und deshalb auch einem höheren Risiko ausgesetzt zu erkranken.« Der Personalchef will in Zukunft verstärkt auf ein betriebliches Gesundheitsmanagement setzen. »Die Mitarbeiterschaft wird immer älter werden. Damit steigt auch das Risiko, dass Mitarbeiter länger ausfallen. Deshalb sind Betriebe und die Mitarbeiter selbst gefragt, Gesundheitsförderung zu betreiben.« Bei Wiltmann ist in diesem Winter beispielsweise eine Grippeschutz-Impfaktion durchgeführt worden, an der ein Drittel der Belegschaft teilnahm. Ernst Pätzold: »Ein gesundes Unternehmen braucht gesunde Mitarbeiter.«

Artikel vom 12.01.2006