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Mach baut Flugpionieren Wright nach

Lipplinger Modellbauer haucht Modell vom ersten Motorflugzeug der Welt neues Leben ein

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Der Traum vom Fliegen hat den Lipplinger Reiner Mach genauso wie die Gebrüder Wright vor etwa 100 Jahren fasziniert. Der Modellbauer Mach durfte jetzt ein Modell des weltweit ersten Motorenflugzeugs, mit dem die Brüder Orville und Wilbur Wright am 17. Dezember 1903 in die Luft gingen, restaurieren. Vor wenigen Tagen, nach vier Monaten Arbeit, hat er das Modell der Wright Flyer I persönlich wieder zurück in die Sammlung des Dresdner Verkehrsmuseums übergeben.

Eigentlich hatte der Lipplinger, seit 24 Jahren Mitglied in der Modellfluggemeinschaft Möwe Delbrück-Rietberg, nur einen Bauplan des Wright-Fliegers gesucht, um das Flugzeug für sich nachzubauen. »Als sich auf meine Kleinanzeige in einer Fachzeitschrift dann jemand vom Verkehrsmuseum Dresden meldete, dachte ich zuerst, Vereinskollegen würden mich auf den Arm nehmen«, lacht der 62-Jährige. Schnell stellte sich aber heraus, dass hinter dem Anruf wirklich das Verkehrsmuseum steckte, das bei der Restaurierung eines Modells der Wright Flyer I Hilfe suchte. Da Reiner Mach sich besonders für den Nachbau von Oldtimern interessiert, war er genau der richtige Mann. Nachgebaut hat er schon viele alte Flieger, aber restauriert hatte er bis vor wenigen Monaten noch nie eines: »Das war schon eine Herausforderung für mich.«
Das Modell im Maßstab 1:10 wurde in den 60ern in der ehemaligen DDR gebaut und war durch Sonneneinstrahlung und Lufteinwirkung in einem desolaten Zustand, als Reiner Mach es von Dresden nach Lippling holte. Vier Monate und 268 Arbeitsstunden musste der Rentner investieren, um die Spuren der Zeit wegzuwischen. »Die Bespannung war behelfsmäßig geflickt worden und das Holz war so morsch, dass es mir schon entgegen fiel«, sagt der Bastler. Fertige Teile konnte er kaum bestellen, was auch an dem recht kleinen Maßstab liegt. Seine Aufgabe war es, das Modell möglichst originalgetreu nachzubauen. Statt mit Kleber zu arbeiten, wie der unbekannte Erbauer des Modells, arbeitete Mach also mit Schrauben. Er schätzt, dass er etwa 125 Schrauben verarbeitet hat. Selbst diese Millimeter großen Schrauben versah er noch mit Schlitzen, um dem Original zu entsprechen, das komplett geschraubt wurde. Eine Schneiderin aus Lippling half bei Näharbeiten an der Tragflächenbespannung.
Mit einer Spannweite von 12,30 Meter und 6,40 Meter Länge flog das Doppeldecker-Oroginal 1903 in den Sanddünen von Kitty Hawk in North Carolina im ersten Flug binnen zwölf Sekunden 37 Meter weit. In einem weiteren Anlauf schaffte es Orville Wright sogar 260 Meter in der Luft zurückzulegen. »Mein Modell muss nicht fliegen, es soll dem Original nur möglichst nahe kommen«, erklärt Modellbauer Mach. Damit



das gelingt, hat der Lipplinger unter anderem Originalzeichnungen der Gebrüder Wright aus dem Smithonian Istitute/Washington zur Hilfe genommen. Das rekonstruierte Modell wird jetzt wohl die nächsten 40 Jahre im Dresdener Verkehrsmuseum überstehen. Eine kleine Zugabe hatte Reiner Mach auch noch für das Museum. Er hat einfach Orville Wright als Figur miteingearbeitet.
Weil der Modellbauer aus Lippling jetzt weiß, wie's funktioniert, will er in diesem Jahr das erste motorisierte Flugzeug der Welt für sich selbst bauen. Schließlich kann er kleine Probleme jetzt schnell lösen, zum Beispiel mit doppelseitigem Klebeband auf einen Stück Holz: Damit hat er nämlich die Millimeter-Schrauben angebracht.

Artikel vom 10.01.2006