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»Bei mir ging gar nichts mehr«

Pfeiffersches Drüsenfieber: Der lange Leidensweg des Frieder Jacobsen

Von Elmar Neumann
Zwei Jahre hat Frieder Jacobsen benötigt, um seinen 197 Zentimeter langen Körper mit sechs Kilogramm mehr Muskelmasse zu versehen. Nur wenige Wochen genügten, um ungefragt 13 Kilogramm zu verlieren: Seit der BBL-Pokalpartie gegen die Hertener Löwen am 19. Oktober 2005 (90:62) hat der 19-Jährige kein Basketballspiel mehr bestritten.

Die Diagnose »Pfeiffersches Drüsenfieber« brachte das Ausnahme-Talent ins Wanken, Komplikationen in Form einer Hirnhautentzündung und einer Lungenentzündung gaben ihm den Rest. Das Ziel der Schröno Paderborn Baskets heißt weiterhin »Erstligaaufstieg«, Frieder Jacobsens Prioritäten aber haben sich verschoben: »Ich werde in dieser Saison definitiv kein Spiel mehr bestreiten. Mein Ziel ist es jetzt, mich für den Sport-Eignungstest an der Universität in Form zu bringen.«
Die Leistungsfähigkeit hat in den vergangenen Monaten extrem gelitten. Vier Wochen wurde der Baskets-Guard stationär behandelt - erst im Josefs-, dann im Vincenz-Krankenhaus und schließlich im Landeshospital. Es folgte eine sechswöchige Kur in Bad Driburg, wo der Teenager dank Aqua-Fitness und Nordic Walking die ersten der verlorenen Pfunde wiederfand. »Ich habe noch einen langen Weg vor mir. Aber mittlerweile bin ich - auch dank der intensiven Arbeit mit unseren Physiotherapeuten Guido Krüger und Kai Pufal - immerhin wieder so weit, dass ich mir ein Basketballspiel ansehen kann«, sagt die Nachwuchs-Hoffnung aus Schloß Hamborn. Nach einer Zeit, »die mein Leben verändert hat«, ist der Optimismus an Jacobsens Seite zurück gekehrt.
Das sah Ende Oktober 2005 ganz anders aus. Grippeähnliche Symptome wie Schwächegefühl, Müdigkeit und hohes Fieber sollten sich als Vorboten des Pfeifferschen Drüsenfiebers herausstellen. Üblicherweise dauert die durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) verursachte infektiöse Mononukleose zwei bis drei Wochen, lässt sich ambulant behandeln und heilt ohne Komplikationen aus. Bei Frieder Jacobsen nicht: »Bei mir ging gar nichts mehr. Ich musste jede noch so kleine Anstrengung für den Kopf vermeiden, habe das Handy ausgestellt, nicht mehr ferngesehen und nicht gelesen.« Auch mit der Suche nach Gründen für den Ausbruch der Krankheit hielt sich der Ex-Nationalspieler nicht lange auf. »95 Prozent aller Erwachsenen tragen das Virus in sich. Ich bin eben einer von denen, die Pech hatten.« Fortsetzung Seite 7

Artikel vom 17.01.2006