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Waschen war früher harte Knochenarbeit

Waschmaschine fürs Heimatmuseum

Von Julia Graf
Lübbecke (WB). Mal eben rasch die schmutzige Wäsche in die Maschine stopfen, Waschmittel rein, Programm auswählen, starten - fertig. Und nach einer Stunde ist die Kleidung wieder blütenweiß und sauber. Was heutzutage im Schnellverfahren nebenbei und ohne großen Aufwand möglich ist, war in früheren Jahrhunderten eine aufwändige und stundenlange Schwerstarbeit, an der sich nicht selten die ganzen (weiblichen) Familienmitglieder und weitere Hilfskräfte beteiligen »durften«.

Die Erfindung der ersten »Waschautomaten« Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts kam also einer »Revolution« gleich, sozusagen einer »Revolution in der Waschküche«. Ein Überbleibsel dieser Zeit hat jetzt seinen Platz im Lübbecker Heimatmuseum im Burgmannshof gefunden, ein elektrischer Waschautomat, der derzeit vom Nettelstedter Heinz Hormann in liebevoller Kleinarbeit wieder auf Vordermann gebracht wird.
»Miele - ein Begriff für schonendes Waschen«: Die Werbeschrift auf dem großen Holzbottich ist stark verblasst und lässt sich nur mit Mühe noch entziffern. Die massiven Eichenplanken werden rundherum durch Metallreifen zusammengehalten. »Das Holz ist natürlich total verzogen, die Reifen müssen wieder gespannt werden«, erklärt Heinz Hormann und zeigt auf das lockere Metall, das sich hin- und herschieben lässt. Auch innen müssten einige Holzteile befestigt werden, ergänzt er, ebenso wie die hölzerne Ablage am Bottichrand. Ein schwerer, verzinkter Deckel macht den »Automaten« komplett.
»Den Waschautomaten habe ich ganz durch Zufall entdeckt«, erklärt Christel Droste, Mitarbeiterin im Stadtarchiv. Bei der Firma Aussieker sei ihr Blick zufällig auf das dort abgestellte gute Stück gefallen, und ohne große Mühe habe sie die Firmenbetreiber überzeugen können, ihr die Waschmaschine für das Heimatmuseum zu überlassen. Während es den ersten Waschautomaten, handbetrieben, schon 1901 gab, seien die so genannten vollautomatischen Waschmaschinen in Deutschland erst Anfang der 1950er Jahre in Serienproduktion gegangen, so Droste. Bei dem Lübbecker Gerät handele es sich vermutlich um eine Einzelanfertigung und eines der ersten elektrischen Modelle, Baujahr schätzungsweise um 1925. Angetrieben durch den Elektromotor auf der Unterseite bewegte sich das hölzerne Drehkreuz in der Mitte des Bottichs hin und her, und ermöglichte so das problemlose Wenden und Waschen mit kochendem Wasser.
»So ein Waschgang konnte schon mehrere Stunden dauern«, erklärt Christel Droste, dennoch eine riesige Erleichterung für damalige Zeiten. Bei den handbetriebenen Vorläufern sei das Bewegen des Drehkreuzes noch mithilfe eines Schwengels oder einer Pumpe erledigt worden. Um das Wasser später wieder zu entfernen, befindet sich unten am Bottich ein Ablaufventil. Unter die ÝFüßeÜ montierte Rollen gestalteten den Transport des etwa 40 bis 50 Kilogramm schweren Geräts einfacher und flexibler. Und das übrigens jetzt auch noch im Heimatmuseum. Wenn die Maschine hergerichtet ist, wird sie ihren Platz im Obergeschoss finden. »Dort haben wir auch eine Arbeitstracht ausgestellt und andere Utensilien zum Thema Waschen aufgebaut, zum Beispiel ein altes Bügeleisen«, so Christel Droste.

Artikel vom 07.01.2006