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Zuverlässigkeit
ist seine Stärke

50 Jahre im Wittekindshofs-Laden tätig

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (AM). Als Winfried Mennekes mit 14 Jahren aus der Schule entlassen wurde, hat er in der Wittekindshofer Verkaufsstelle in Volmerdingsen zwei Zentner schwere Säcke mit Zucker und Mehl auf dem Buckel und die Essig- und Heringsfässer vorm Bauch getragen. Heute ist das Abladen der Lieferwagen dank Hebebühne und Rollcontainern viel leichter. Seit mehr als 50 Jahren ist er im Laden beschäftigt.

Muskelkraft braucht Mennekes nach wie vor. Seit vielen Jahren ist er für die Getränkeabteilung zuständig. Er sammelt das Leergut ein und füllt Limonade, Bier und Mineralwasser auf. Die schweren Kisten sind für ihn kein Problem. Selbst wenn er vier volle Kisten übereinander stapelt, sieht das bei ihm wie ein Kinderspiel aus.
»Dienstjubiläum haben wir nicht gefeiert. Das gab es früher nur beim Personal«, erklärt der Mann, der als Achtjähriger in den Wittekindshof gekommen ist. Früher hat er die Lieferwagen entladen und vor allem die Bestellungen der einzelnen Wohnhäuser zusammengestellt. »Die Verkaufsstelle war ein Tante-Emma-Laden. Es gab nur lose Ware: Lebensmittel, Waschpulver, Bonbons und Gebäck, aber keinen Werkstattladen, keine Textilien oder Spielsachen so wie heute«, erklärt er.
Seitdem die Verkaufsstelle ein Selbstbedienungsladen ist, ist der Mann, der nacheinander fünf verschiedene Chefs erlebt hat, für die Getränkeabteilung zuständig. Sie ist auch sein Revier geblieben, nachdem er vor knapp zwei Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht erklärt er: »Jetzt bin ich mein eigener Chef und kann kommen und gehen, wann ich will.« Aufgefordert hat ihn niemand, weiter zu arbeiten. »Er kommt einfach - jeden Tag, absolut zuverlässig«, erklärt der heutige Leiter der Verkaufsstelle, Jobst Kröger. »Winfried arbeitet sehr selbstständig. Oft sehe ich es nur daran, dass die Rechnungen und Briefe, die er in die Verwaltung bringt, auf dem Tisch fehlen, dass er wieder unterwegs ist.«
»Die Arbeit macht Spaß und ich vertrete mir ein bisschen die Beine«, erklärt der Rentner, der erst aufhören will zu arbeiten, »wenn ich tot umfalle oder auf allen Vieren krieche. Solange es geht, will ich das weitermachen. Es ist ein bisschen Beschäftigung.« Die Verkaufsstelle gehört zu seinem festen Tagesablauf, genauso wie der Gang zum Verbinden in die medizinische Abteilung in Haus Bethanien, das gemeinsame Kaffeetrinken mit einem Mitarbeiter und das tägliche Zeitungslesen. Der erste Blick fällt auf die Todesanzeigen. Wenn er dort den Namen eines ehemaligen Mitarbeiters liest, kann er meist lange Geschichten erzählen. Er kennt viele alte Mitarbeiter.
Für seine Zukunft wünscht sich Mennekes Gesundheit. Singen im Bewohnerchor und in der Rentnerband ist sein liebstes Hobby. Aber er hört auch gerne Musik mit seinem kleinen Kofferradio, das er immer bei sich hat, wenn er nachmittags auf dem Wittekindshofer Dorfplatz sitzt und Volks- und Wanderlieder hört. Dann ist er eigentlich ein typischer Rentner, auch wenn er am nächsten Morgen pflichtbewusst wieder für Ordnung und volle Regale in der Getränkeabteilung sorgt.

Artikel vom 07.01.2006