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Gewinnlose
gestohlen

Bewährungsstrafe

Von Wolfgang Clemm
Hiddenhausen (HK). Ein Strafprozess vor dem Herforder Amtsgericht erbrachte nebenbei eine wichtige Erkenntnis: Mit Gewinnlosen wird man wohl kaum Millionär. Der 31-jährige Bernd S. (Name geändert) aus Hiddenhausen hatte im November und Dezember 2004 bei drei Gelegenheiten in verschiedenen Annahmestellen in Herford und Detmold gut 300 Gewinnlose des Spiels »Wer wird Millionär?« aus den Lostrommeln gestohlen.

Doch das große Los hatte er dabei nicht gezogen: Keine hundert Euro Gewinn konnte er beim Einlösen in anderen Geschäftsstellen erbeuten. Nach fünf Monaten Untersuchungshaft bekam er jetzt von Richterin Claudia Schonscheck acht Monate mit Bewährung, Staatsanwalt Jörg Anuth hatte zehn Monate »ohne« beantragt.
Das vermeintlich mildere Urteil war wohl überlegt: In einigen Wochen kann Bernd S. eine stationäre Entzugstherapie wegen seiner Drogensucht antreten. Die Wartezeit kann er bei seiner Schwester in Detmold verbringen.
Die bisherige Lebensbilanz des Geschiedenen fällt erschreckend dürftig aus: Der Schlosser weist 15 Vorstrafen auf, bei den neuen Taten war er erst seit eineinhalb Monaten wieder auf freiem Fuß. Er hatte versucht, in einer Übergangseinrichtung ins normale Leben zurückzufinden. In diesem Umfeld wurden ihm aber die vielen anderen Süchtigen zum Verhängnis.
Im Gegensatz zu früheren Haftzeiten hatte Bernd S. diesmal aber die fünfmonatige U-Haft sehr ernsthaft genutzt, um sich sowohl um einen Therapie- als auch um einen Nachsorgeplatz zu kümmern.

Artikel vom 09.01.2006