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Brennholz ist heiß begehrt

Hohe Öl- und Gaspreise machen klassischen Rohstoff attraktiv

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Steigende Preise für Heizöl, Gas und Strom vermiesen Hausbesitzern und Mietern die Stimmung. Kein Wunder also, dass das Interesse an Alternativenergien steigt. Eine klassische Variante wächst vor der Haustür: »Wir erleben zur Zeit einen regelrechten Boom bei der Nachfrage nach Brenn-holz«, bestätigt Herward Siebert.

Als Förster betreut er das westliche Revier im Kreis Herford: »Die Kunden reißen uns das Holz aus der Hand.« In den vergangenen vier Jahren habe sich der Absatz mehr als verdoppelt, das führe bereits zu »Lieferengpässen«. Dazu beigetragen haben neben der Preisentwicklung für Öl und Gas Werbekampagnen der ehemaligen Landesregierung und die Förderung von Pellet- oder Hackschnitzel-Heizungen. Und auch der Kamin mit gemütlich-prasselndem Holzfeuer habe eine Renaissance erlebt.
Ein Raummeter luftgetrocknetes Laubholz - das ist ein locker aufgesetzter Holzstoß von einem Meter Länge, Breite und Höhe - habe den gleichen Heizwert wie 220 Liter Heizöl und koste (selbstgesammelt) zurzeit 15 Euro. Insgesamt 10 000 Festmeter Holz aus dem Kreis werden jährlich verkauft, davon drei Viertel im Umkreis von 75 Kilometern vermarktet. 20 000 wachsen in der gleichen Zeit nach. »Wir haben also nicht etwa zu wenig Holz, aber die Organisation der Vermarktung ist kompliziert. Unser Hauptjob dabei ist es, als Vermittler Käufer und Verkäufer zusammenzubringen«, erläutert der Förster aus Elverdissen. Denn 71 Prozent der etwa 3700 Hektar Waldfläche seien Privateigentum. Folglich müsse auch die Nachfrage mit dem Angebot und den Interessen der knapp 4000 Waldbesitzer koordiniert werden. Das geschieht über Forstgemeinschaften und Waldbesitzerorganisationen.
Zurzeit gibt es wegen der immensen Nachfrage sogar ein Listenverfahren: »Wer Brennholz braucht, kann sich erst im Februar wieder auf eine Liste setzen lassen.« Auf etwa ein Drittel schätzt der 53-jährige den Anteil der Mengen, die als Brennholz verkauft werden, der Rest geht an Sägewerke bzw. in die Möbelindustrie. Mit kritischem Blick beobachtet Siebert, dass mit Brennholz derzeit sogar höhere Preise zu erzielen sind als bei der Verwendung für Spanplatten oder Paletten. Spätestens, wenn Holz für Sägewerke zu teuer werde, seien Arbeitsplätze in Gefahr.
Einfach in den Wald gehen und Holz einsammeln, ist übrigens nicht zu empfehlen: Denn die so genannte »Selbstwerbung« von Heizholz ist nur mit Genehmigung des Waldbesitzers oder der Forstbehörde erlaubt.

Artikel vom 09.01.2006