06.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Unglücksort überwacht

Polizei sichert Hallen-Trümmer - Alle 15 Opfer geborgen

Bad Reichenhall (dpa). Drei Tage nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall sind alle 15 Vermissten tot geborgen worden.

Am frühen Donnerstagmorgen hatten die Helfer noch eine 40 Jahre alte Frau tot aus den Trümmern geholt. Alle Opfer waren kurz nach dem Unglück ihren schweren Verletzungen erlegen, wie die Obduktion ergab. »Keines der Opfer starb an Unterkühlung oder Erfrierungen«, sagte Staatsanwalt Volker Ziegler. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Inzwischen wird der Ruf nach Konsequenzen aus dem Unglück lauter. Die Bauminister der Länder wollen sich am 6. Februar mit der Frage beschäftigen.
Auch die Diskussion um mögliche Bauschäden an der Halle und Versäumnisse der Behörden geht weiter. Nach einem 2003 erstellten Gutachten habe keine Einsturzgefahr für die Halle bestanden, sagte Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier (Freie Wähler). Er zitierte aus dem von einem örtlichen Ingenieurbüro für Bauwesen angefertigten Papier, wonach die Tragfähigkeit des Daches trotz Wasserschäden nicht beeinträchtigt war. »Die Tragkonstruktion befindet sich in einem allgemein als gut zu bezeichnenden Zustand«, hieß es darin.
Die Bad Reichenhaller Rettungskräfte hatten im Licht starker Scheinwerfer erneut die Nacht durchgearbeitet. Das letzte der 15 Opfer wurde am frühen Morgen nicht durch Suchhunde, sondern von Einsatzkräften gefunden. Sie entdeckten die Leiche beim Graben in einem Schneehaufen.
Auch danach setzten mehr als 200 Helfer ihre Suche fort, auch Rettungshunde wurden erneut eingesetzt. Am Nachmittag konzentrierte sich die Suche auf Schutt auf der Eisfläche. Nach Angaben von Landrat Georg Grabner soll sichergestellt werden, dass sich in dem Gebäude keine weiteren Opfer befinden, die bisher nicht als vermisst gemeldet wurden.
Der Unglücksort bleibt laut Polizei auch die nächsten Tage abgesperrt und wird polizeilich überwacht. Der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Vordermeier und der Oberstaatsanwalt Günther Hammerdinger machten sich zusammen mit Sachverständigen am Unglücksort ein Bild von der Lage. Die Anklagebehörde konzentriert sich derzeit auf die Klärung der Unglücksursache. »Dann erst können wir prüfen, ob es persönliche Verantwortlichkeiten gibt«, sagte der Sprecher der Anklagebehörde. Die Fertigstellung der Gutachten werde nicht vor April erwartet.

Artikel vom 06.01.2006