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Schüler lernen großes Zirkus-Einmaleins

Lehrer Tobias Mai weiht Realschüler in die Geheimnisse von Jonglieren und Artistik ein

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Einradfahren ist Mädchensache -ÊDiabolo-Kunststücke eine Jungendomäne. Für den Zirkus schlägt jedoch das Herz aller Teilnehmer der ersten Zirkus-AG Versmolds. Der VERSMOLDER ANZEIGER hat den jungen Artisten beim Training für ihre ersten großen Auftritte zugeschaut.

Seit Anfang des Schuljahres werden die Schülerinnen und Schüler der Realschule einmal in der Woche zu Artisten -Êund ihr Lehrer Tobias Mai zum Trainer. Seilkunststücke statt Winkelberechnung, Teller-Jonglage und Akrobatik statt Vokabellernen stehen seitdem immer Donnerstagnachmittags zusätzlich zum normalen Unterricht auf dem Stundenplan. Mai weiht die Mädchen und Jungen in die Geheimnisse des großen Zirkus-Einmaleins ein.
Wenn die Keulen ins Rotieren geraten und auf dem Einrad Balance gefragt ist, ist auch Najim Sediqi mit Feuereifer dabei: Der Fünftklässler versucht, drei bunte Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. »Ganz schön schwierig, sich auf drei Bälle gleichzeitig zu konzentrieren!«, sagt der junge Jongleur, der allerdings festgestellt hat, dass man schnell weiterkommt. Auch wenn das, was im Fernsehen und in Zirkusvorstellungen vom Zuschauerplatz immer so einfach aussieht, in Wahrheit Knochenarbeit ist.
Mit Tobias Mai haben die Schüler einen echten Kunststück-Profi als Lehrer: Er hatte als Schüler bei einem Projekttag in seinem Gymnasium Jonglieren gelernt und es in einer Jonglier-AG weiter perfektioniert. »Daraus hat sich dann ergeben, dass wir auch aufgetreten sind.« Das Duo »Pumpe & Nase« wurde geboren. »Damit habe ich mein Studium finanziert.« Es war also eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis an der Realschule eine Zirkus-AG ins Leben gerufen wurde, die in den Augen von Schulleiter Klaus Blenk »hervorragend ins musische Konzept passt« und in der die Schüler eine Menge mehr als nur Kunststücke lernen können.
Jonglage als »Standard-Zirkusnummer« ist natürlich dabei. »Jeder kann jonglieren«, sagt Tobias Mai. »Es ist natürlich eine Sache, bei der man sich durchbeißen muss.« Beim Diabolo ist Niclas Uhlemeyer das schon längst gelungen: er lässt das Gerät auf dem Seil zwischen den beiden Stöcken wandern, schleudert es hoch in die Luft, fängt es geschickt mit dem Seil wieder auf. Warum er in der Zirkus-AG ist? »Einradfahren konnte ich schon. Doch ich wollte noch mehr lernen«, erklärt der Sechstklässler und lässt das Diabolo weiter tanzen.
Wie es ist, wirklich vor Publikum aufzutreten -Êdiese Erfahrung werden die Zirkus-Schüler auch bald sammeln können. »Im Frühjahr wäre vielleicht die Gelegenheit, wenn wir Besuch aus Polen bekommen«, plant Klaus Blenk den ersten »Manegenauftritt«.

Artikel vom 09.02.2006