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Das herrliche Kribbeln im Bauch

Theatergruppe der Kolpingsfamilie Verl liebt Geselligkeit, Spaß und Lampenfieber

Von Manfred Köhler
Verl (WB). Viel Fleiß, eine tolle Gemeinschaft, ein kräftiger Schuss Lampenfieber und das prickelnde Gefühl, wenn der Vorhang aufgeht: Diese Mischung verbindet eine Gruppe der Kolpingsfamilie Verl auf besondere Weise. Sie liebt die Bretter, die die Welt bedeuten.

Ob auf der Bühne oder dahinter, ob in Rollen schlüpfen, der Technik auf die Sprünge helfen oder mit organisatorischer Begabung einem neuen Stück zu seiner Verwirklichung verhelfen: Jeder der 45 Mitglieder der inzwischen 37 Jahre alten Theatergruppe ist mit dem Herzen dabei. 37 Jahre? Eigentlich liegen die Anfänge noch viel weiter zu rück. Bereits 1931 drängte es einige Kolpingmitglieder zur Bühne und sie führten 1933 das erste Stück »Die Kleinstädter« auf. Die Kriegswirren erstickten die Begeisterung aber im Keim. Erst 1952 ging es weiter, als im Gasthaus Clasbrummel ein geeigneter Raum zur Verfügung stand. Das Stück »Wiltrups Hoff« wurde zum Renner, 2700 Zuschauer sahen elf Aufführungen.
Doch die Begeisterung bekam bald wieder einen Dämpfer. Anfang der 60er Jahre fehlte ein geeigneter Raum, das Ende der Theaterleidenschaft schien gekommen. Doch diese flammte 1969 wieder auf: Helmut Heinemeier gab den Anstoß und riss andere mit. Als Raum fanden sie die Aula der Realschule, wo die Theatergruppe noch heute ihr Domizil hat. Das Lampenfieber vor der ersten Premiere damals vor 37 Jahren war besonders groß, wie sich Heinemeier heute noch gut erinnert. Die Laienschauspieler gingen mit der bangen Frage im Kopf auf die Bühne: Wie würde das Publikum reagieren? Alle Furcht war umsonst: Das Schauspiel »Wo das Herz der Heimat schlägt« traf den Nerv des Publikums und wurde begeistert gefeiert. 1000 Zuschauer sahen die drei Vorstellungen.
Die Begeisterung und die Treue des Publikums hat die Theatergruppe seit dem nicht verlassen. Pro Veranstaltung kommen 200 Zuschauer in die Aula und vergessen für ein paar Stunden alle Alltagssorgen. »Inzwischen sind wir so etwas wie eine kulturelle Institution geworden«, schmunzelt Heinemeier. Nach wie vor ist der heute 59-jährige Theaterbegeisterte die Seele des Betriebs und hat von der Idee bis zur Premiere die Gesamtleitung in den Händen. »Einer muss der Motor sein«, schmunzelt er und fügt hinzu, »aber im Grunde gibt es bei uns viele Motoren, die die Theatergruppe antreiben«. Vor allem aber sei es der Zusammenhalt aller, der Spaß an dem Hobby und an der Geselligkeit außerhalb der Bühne, die die Theatergruppe zu etwas Besonderem mache.
Zurzeit bereiten die Mimen um Helmut Heinemeier ihr 37. Stück vor, natürlich wieder eine Komödie. »Das Publikum will lachen, das Leben ist schon ernst genug«, lautet die Philosophie der Gruppe . Lachen kann es diesmal über »Das rosarote Nachthemd«. Die Termine stehen fest: An den Samstagen 11., 18. und 25. März geht der Vorhang jeweils um 19.30 Uhr zu dem neuen Theatervergnügen auf. Und an drei Sonntagen (12., 19. und 26. März) jeweils gleich zweimal, um 15.30 Uhr und um 19.30 Uhr. Bis dahin heißt es fleißig proben: zweimal in der Woche. Bis alles perfekt sitzt und schließlich nur noch die Frage übrig bleibt: Wie wird das Publikum reagieren? Nun, das wartet schon ungeduldig auf ein großes Vergnügen . . .
www.kolpingtheater-verl.de

Artikel vom 06.01.2006