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Mit Herz und
Geschlossenheit
zum Saisonziel

Sportgespräch mit Wolfgang Mikus

Neuenheerse (güs). Die Ausgangslage ist schwierig, das Ziel Klassenerhalt kann trotzdem erreicht werden: Fußball-Bezirksligist FC Neuenheerse/Herbram will im zweiten Saisonteil mit mannschaftlicher Geschlossenheit, konditioneller Stärke und einer sicheren Abwehr zum Erfolg kommen. Das sagte Trainer Wolfgang Mikus im Gespräch mit WESTFALEN-BLATT-Redakteur Günter Sarrazin.


Vorletzter Tabellenplatz, nur elf Punkte aus bereits 16 Spielen - die Fußball-Aussichten beim Bezirksligisten FC Neuenheerse/Herbram sind nicht gerade als rosig zu bezeichnen... Wolfgang Mikus: Die Aussichten sind in der Tat nicht rosig. Wir sehen die Situation ganz realistisch und wissen, dass wir von allen Mannschaften die schlechtesten Chancen auf den Klassenerhalt haben, zumal wir die meisten Spiele absolviert haben. Unsere Konkurrenten haben zumeist zwei Spiele weniger bestritten, Lüerdissen sogar drei. Hinzu kommt, dass wir in der Rückserie mehr Auswärts- als Heimspiele haben. Schon von daher wird es schwer, die Klasse zu erhalten. Auf der anderen Seite kann eine solche Situation leistungsfördernd sein. Sie schärft die Sicht für das Wesentliche. Die Mannschaft weiß genau, was auf sie zukommt.
Was sind die entscheidenden Gründe dafür, dass Neuenheerse/Herbram seit Wochen und Monaten im Tabellenkeller steht?Wolfgang Mikus: Es gibt eine Reihe von Gründen dafür, dass die Saison für uns bislang nicht erfolgreich gelaufen ist. Die beiden Hauptgründe: Wir haben eine Vielzahl von Gegentoren bekommen und bei uns waren in den Spielen konditionelle Einbrüche zu beobachten. Individuelle und mannschaftstaktische Fehler sind weitere Ursachen für das schlechte Abschneiden. Das hat zu Verunsicherung und mangelndem Selbstvertrauen geführt. Das alles war wie eine Kettenreaktion, die verantwortlich war für die schlechten fußballerischen Leistungen.
Blicken wir auf den Saisonverlauf: Es gab einen Fehlstart beim Mitaufsteiger. Der erste Sieg ist am fünften Spieltag gelungen, der zweite erst am 15. Spieltag. Wolfgang Mikus: Ich möchte den Rückblick und die Ursachenforschung nicht an einzelnen Spielen festmachen. Der Saisonverlauf spiegelt unsere Leistungsschwankungen wider. Es gab Hochs und Tiefs und dann eine Zeit nur Tiefs. Es war einfach keine Konstanz zu sehen. Die Mannschaft hatte - wie gesagt - konditionelle Defizite. Wir waren in den ersten zwei Dritteln unserer bestrittenen Spiele nie in der Lage, konditionell mithalten zu können.
War das auch ein Grund für die knappen 2:3-Niederlagen gegen Dringenberg und Kohlstädt sowie für das 0:1 gegen den TuS Erkeln?Wolfgang Mikus: Gegen Erkeln hätten wir auch 3:5 verlieren können. Die knappen Niederlagen in Dringenberg und gegen Kohlstädt sind umso ärgerlicher, da sie nicht nötig waren. In diesen Partien hätte die Mannschaft die Möglichkeit gehabt, zu gewinnen, wenn sie besser vorbereitet gewesen wäre und ihr volles Vermögen hätte abrufen können. Der FC Neuenheerse/Herbram hat reagiert und im November Spielertrainer Wolfgang Lütkemeyer abgesetzt. Zunächst hieß es, er soll als Spieler bleiben, dann folgte sein Abschied. Ist das Thema abgehakt?Wolfgang Mikus: Ja, das Thema ist abgehakt. Bevor wir den Trainerwechsel vollzogen haben, waren alle Beteiligten - auch Wolfgang - Zweifel gekommen, ob wir so weitermachen können. Wir hätten es gern gesehen, wenn er als Spieler geblieben wäre.
Der Trainerwechsel hat Früchte getragen. Unter der Regie des Duos Franz Lappe/Wolfgang Mikus wurden in den letzten drei Spielen des vergangenen Jahres fünf Punkte geholt. Wolfgang Mikus: Ob der Wechsel Früchte getragen hat, wird man sehen. Die bisherige Zeit ist zu kurz für eine Bewertung. Zwar haben wir fünf Punkte geholt, doch muss sich zeigen, ob die Mannschaft das bestätigen kann. Franz Lappe und ich erwarten, dass das Team die ausstehenden Spiele und das Training mit der gleichen Konzentration und Entschlossenheit angeht, wie zuletzt.
Bündeln wir einmal drei Fragen: Wann beginnen Sie mit der Vorbereitung auf den zweiten Saisonteil? Welche Schwerpunkte Ihrer Arbeit werden Sie beibehalten? Wo wollen Sie den Hebel ansetzen, damit der Klassenerhalt gelingt?Wolfgang Mikus: Wir haben am gestrigen Freitag mit dem ersten Training im neuen Jahr mit der Vorbereitung begonnen. Nach unserer Amtsübernahme hatten wir die Defensivarbeit und Defensivordnung zum Thema gemacht. Es ist entscheidend, dass wir hinten sicher stehen. Statt Kurzpass-Spiel setzen wir mehr auf ein geräumigeres Spiel und suchen schneller den Pass in die Tiefe. Auch das werden wir beibehalten. Und dann haben wir die Mannschaft in die Pflicht genommen, mit mehr Leidenschaft zu agieren.
In der Vorbereitung auf die Rückrunde werden die Akzente im konditionellen und taktischen Bereich liegen. Wir werden das Ausdauertraining intensivieren. Wir bauen darauf, dass wir mit mannschaftlicher Geschlossenheit zum Erfolg kommen. Dabei gibt es keine personellen Änderungen.
Wir haben bereits angesprochen, dass Ihr Team die meisten Spiele aller abstiegsgefährdeten Vereine in der Bezirksliga, Staffel III, absolviert hat. Kann es nicht auch ein Vorteil sein, nicht so viele Nachholspiele zu haben?Wolfgang Mikus: Ein Vorteil ist das mit Sicherheit nicht - gerade in der jetzigen Situation, da so viele Teams im Abstiegskampf stecken. Es kommt darauf an, wann die Nachholspiele absolviert werden und wie viele noch hinzukommen. Ich hoffe, dass die Begegnungen - wie angesetzt - frühzeitig über die Bühne gehen, damit die Mannschaften die gleiche Anzahl an Spielen bestritten haben. Wenn die Nachholspiele erst absolviert werden, wenn sich in der Tabelle schon einiges geändert hat und manches Team gesichert ist, dann hat es etwas von Wettbewerbsverzerrung.
Zum Abschluss möchte ich auf ein anderes Thema kommen. Wenn Sie an Ihre Zeit als Bezirksliga- und Landesliga-Fußballer zurückdenken, worin liegt der Unterschied zur heutigen Bezirksliga?Wolfgang Mikus: Das ist eine ganz schwierige Frage. Man neigt ja dazu, in Betrachtungen festzustellen, dass es früher besser gewesen ist. Das gilt in allen gesellschaftlichen Bereichen, nicht nur im Sport. Mein subjektiver Eindruck ist, dass das spielerische Niveau schwächer geworden ist. Die aktuellen Spitzenmannschaften klammere ich dabei aber aus.
Ich glaube außerdem, dass es zu meiner aktiven Zeit in der Bezirksliga noch einige herausragende Spieler mehr gegeben hat als heute. Um beim SV Neuenheerse zu bleiben, denke ich an Matthias Puschmann, Volkmar Rebentisch oder Winni Stradt.

Artikel vom 07.01.2006