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»Die Angst ist
lebensnotwendig«

Vera Bohle liest aus ihrem Buch

Rahden (WB). Sie berichtete aus den Krisensituationen in der Welt und erlebte die Not hautnah. Aber irgendwann reichte ihr das Leben »aus zweiter Hand« nicht mehr.

Sie entschied sich zu einem folgenschweren Entschluss, sie wollte Minenräumerin werden. Sie ist keine Abenteuerin - die halten ohnehin nicht lange aus. Sie weiß, was sie will, und sie weiß, was sie tut. Vera Bohle ist die einzige Minenräumerin Deutschlands, eine Ausnahme in dem von Männern beherrschten Terrain.
Hochkonzentriert, den Blick auf den Boden gerichtet, arbeitet sie sich Zentimeter für Zentimeter durch das Minenfeld - immer die Gefahr vor Augen, dass jeder Schritt, jede unvorsichtige Bewegung eine Explosion auslösen kann. Ein Stolperdraht, ein kleines metallisch glänzendes Teilchen im Schutt - alles untrügliche Zeichen für Minen.
Es ist der Versuch, den Menschen in den ehemaligen Kriegsgebieten ein sicheres Leben zu ermöglichen. »In 20 Jahren werde ich keine Minen mehr räumen«, sagt sie. Denn nichts ist gefährlicher als Routine. Aber vorerst wird Vera Bohle weitermachen, mit Respekt vor den Minen und der Angst als lebensnotwendigem Begleiter.
Vera Bohle, geboren 1969 in Recklinghausen, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften sowie Politik und Geographie. Mit 29 Jahren hängte sie ihren Traumjob als TV-Redakteurin an den Nagel und ging zur Sprengschule nach Dresden. Dort lernte sie alles über Sprengtechnik, Munitionsräumung und Kampfmittelbeseitigung. Seitdem ist Vera Bohle zu Minenräumungseinsätzen in den Krisengebieten der Welt unterwegs: in Mosambique und Zimbabwe, in Albanien, Bosnien und im Kosovo und zuletzt in Afghanistan.
Am Dienstag, 17. Januar, wird Vera Bohle nach Alt-Espelkamp kommen und aus ihrem Buch »Mein Leben als Minenräumerin« lesen. Die Lesung, die um 19.30 im Paul-Gerhard-Haus beginnt, wird organisiert von der »terre des hommes«-Gruppe Rahden und unterstützt von der Kreissparkasse Minden-Lübbecke sowie dem Bezirksjugendausschuss Rahden-Pr. Ströhen.

Artikel vom 11.01.2006