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Freiheit auf
vier Rädern

Stammtisch der Wohnmobil-Freunde

Von Claus Brand (Texte und Foto)
Löhne (LZ). Auf die Flugreise in den Urlaub verzichten sie bereitwillig, auch wenn die Freiheit über den Wolken grenzenlos sein soll. Sonderschullehrerin Rosmarie Saaksmeier (51), Zimmerermeister Dirk Remmert (41), Hauptbrandmeister Wilfried Flottmann (58) und eine zunehmende Zahl Gleichgesinnter haben sie für sich auf Deutschlands und Europas Straßen entdeckt. Reisen mit dem Wohnmobil, sich treiben lassen, dort bleiben, wo es schön ist und gefällt: Nicht nur für das Trio ist es zur Leidenschaft geworden. Mit anderen Wohnmobilisten wollen sie sich schon bald regelmäßig austauschen.

»Wir sind auf der Suche nach netten Menschen, die auch Lust haben, einmal im Monat zu klönen, Erfahrungen auszutauschen und über Urlaubsziele zu berichten«, sagt Rosmarie Saaksmeier, die an der Westfälischen Schule für Körperbehinderte in Eidinghausen unterrichtet. Wie groß ihre Begeisterung ist, per Wohnmobil Länder und ihre Menschen hautnah kennenzulernen, umschreibt sie so: »Ein Wochenende im Monat ist für Haus und Garten reserviert, eines aber auch dafür, mit dem Fahrzeug unterwegs zu sein.« Seit drei Jahren besitzen die Gohfelderin und ihr Mann ein solches Fahrzeug. 80 000 Kilometer schlagen auf dem Tacho zu Buche. Die Pädagogin erklärt: »Wir waren im vergangenen Jahr während jeder Schulferien auf Tour.«
Wilfried Flottmann zieht es einmal im Jahr am Steuer seines Mobils in die Ferne. Der auch in die Löschgruppe auf dem Wittel aktive Feuerwehrmann schwärmt für den Norden. Dänemark, Schweden und Norwegen hat er bereits mehrfach bereist.
Der weiße Fleck auf der Karte Skandinaviens, Finnland, soll so bald wie möglich mit Reiseerfahrungen gefüllt werden. Kanada mit einem gemieteten Wohnmobil zu erkunden, ist nicht nur sein Traum. Alle haben gemeinsam, durch ihr Art unterwegs zu sein wenigen Zwängen unterworfen zu sein. Remmert: »Auf Campingplätzen gibt es feste Regeln, mitunter ab wann man abends anreisen darf, und zu welchem Zeitpunkt am Morgen man das Gelände verlassen muss.« Solchen Rahmenbedingungen seien Wohnmobil-Reisende nur selten unterworfen.
Er wie andere Wohnmobil-Urlauber spüren nach eigenem Bekunden die Lust auf kalkulierbares Abenteuer. Für Rosmarie Saaksmeier kann das so aussehen: »Im vergangenen Sommer hatten wir uns mit Karten und Lektüre über Ungarn versorgt. Kurz vor der Abreise habe ich den Wetterbericht geschaut, mit einem ausgedehnten Tief über dem Zielgebiet. Wir haben die Pläne schnell umgeschmissen und sind nach Osten gefahren, haben wunderbare Tage in Polen verbracht.« Anders formuliert: »Fahren ist das Ziel, auch wenn man mal gar nicht am ausgesuchten Ort ankommt und an einem schönen Fleckchen Erde hängen bleibt.«
Über Kapriolen des Wetters weiß auch Wilfried Flottmann zu berichten: »Bei einer Fährüberfahrt von den Lofoten nach Bergen hat es mächtig geschaukelt. Das hat vielen Reisenden zu schaffen gemacht.« Handwerker Dirk Remmert ist seit vier Jahrn auf den Geschmack dieser Form des Urlaubs gekommen. »Für mich als Handwerksmeister ideal. Bei der Planung kann ich spontan auf die Auftragslage in meinem Betrieb reagieren. Eine fest gebuchte Reise kurzfristig abzusagen, ist nicht so leicht. Mit dem Wohnmobil kann ich auch einfach eine Woche später die Reise antreten.« Bislang hat er in der Mehrheit Wochenend-Tripps, zum Beispiel an die Mosel, unternommen.
Und immer öfter sind die Wohnmobil-Reisenden gern gesehene Gäste. Flottmann: »An der Mosel gibt es beispielsweise Winzer, die auf ihrem Weingut inzwischen Stellplätze haben.« Einen solchen erhofft sich das Trio auch für das Löhner Stadtgebiet. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung sind bereits geführt worden. Rosemarie Saaksmeier: »Die Errichtung eines kommunalen Löhner Wohnmobil-Stellplatzes soll das erste gemeinsame Ziel des Stammtisches sein.« Ihre Begründung: »Auswärtige Reisemobilisten sollen in unserem Heimatort ebenso gute Bedinungen vorfinden, wie wir in anderen Orten.« Das alles habe aber nichts mit »Vereinsmeierei« zu tun.
Zum Vorhaben Stellplatz sagte Bürgermeister Kurt Quernheim gestern auf Anfrage der LÖHNER ZEITUNG: »In der Verwaltung wird der Vorschlag geprüft. Wird die Idee für einen Stellplatz befürwortet, kommt das Thema in einem Fachausschuss auf die Tagesordnung, vermutlich im Planungs- und Umweltausschuss.« Und weiter: »Dann werden wir uns mit den Wohnmobil-Freunden sicherlich auch noch einmal an einen Tisch setzen.«

Artikel vom 17.01.2006