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Russische Seele schwebt durchs Kirchenschiff

Wolga-Kosaken begeistern Piumer Publikum mit geistlichen und volkstümlichen Weisen

Borgholzhausen (Felix). Die 100 Zuschauer in der evangelischen Kirche lauschten gespannt, als die vier Wolga-Kosaken zu ihrem ersten Lied anstimmten. Der erste, stimmgewaltige Ton, wie aus dem Nichts gezaubert - und schon schwebte sie im Raum: die russische Seele.

Mit geistlichen und volkstümlichen Weisen entführten die Wolga-Kosaken am Mittwochabend die Besucher in ihre Heimat.
Ob das »Otsche Nasch«, das »Vater unser«, vertont von keinem geringeren als dem berühmten russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakov, oder »Die kleine Bitt-Litanei« - sie spielen mit ihren Stimmen wie auf Instrumenten, wenn die Wolga-Kosaken singen. Kein Wunder: Schließlich haben sie alle eine Gesangsausbildung durchlaufen, waren Solisten an großen Musikhäusern, wie etwa Tenor Marian Majewski, der jahrelang Erster Tenor an der Breslauer Staatsoper war.
»Wir sind bis zu zehn Sänger«, erzählt Bass Alexander Petrow, seit 1978 Leiter der Wolga-Kosaken und ein Virtuose auf der Balalaika. Das bewies der 57-Jährige, als die volkstümlichen, russischen Lieder angestimmt wurden. Denn Alexander Petrow, Wasyl Romanow, Bohdan M. Wloch und Marian Majewski begeisterten nicht nur mit ihrer Stimmgewalt. Jeder ein Könner auf seinem Instrument, sorgten sie auch mit Domra, Balalaika und der großen Bass-Balalaika für diesen großen Hauch der russischen Seele in der Kirche.
Und dass ihre Besucher zum Teil selber ihre Wurzeln in dem riesigen Land haben, zeigte sich spätestens, als Alexander Petrow die Gäste animierte, bei den berühmten »Moskauer Nächten« selber mitzusingen - die einen summten, die anderen folgten seiner Bitte, auf russisch, versteht sich. Dass sie aber auch als Solisten eine gute Stimme haben, davon konnten sich die Besucher etwa bei Bohdan Wlochs »Es stand eine Birke allein auf dem Felde« überzeugen - ein Volkslied, das Peter Tschaikowski später in eine seiner Symphonien übernahm. »Kolokoltschik« lautet der originale Titel jenes Liedes, das in Deutschland durch Mireille Mathieu und ihrer Geschichte »Der Zar und das Mädchen« bekannte wurde. Mit der Originalweise verabschiedeten sich die Wolga-Kosaken in die Pause.
Aus der sie mit weiteren Volksliedern zurück kehrten: »Heute ist ein Tag zum Singen«, stellten sie, stets in ihrer Muttersprache, fest. Und berichteten von »Retschenka« (»Das Flüsschen«) in einem durch Tempiwechsel bestechendem Lied. Legenden und Momentaufnahmen, allesamt in Melodien gefasst hatten die Wolga-Kosaken für ihre Besucher bereit. Und dabei durfte das wunderbare »Kol Slawen Nasch« (»Ich bete an die Macht der Liebe«) natürlich nicht fehlen.

Artikel vom 06.01.2006