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Eine Seelenverwandtschaft mit Fismes

Auch in der französischen Partnerstadt war im vergangenen Jahr eine Menge los

Bad Oeynhausen/Fismes (rd). Kein Vorweihnachtsstress, nur ein Weihnachtsfeiertag, zu Silvester keine Böller: Bad Oeynhausens französische Partnerstadt Fismes erlebte den Jahreswechsel beschaulich, wie überall in der Provinz. Ein ausgiebiges Essen zu Hause im Wechsel der Jahre ist dabei für die Fismois eher ein Anlass der Besinnung als ein Grund für Ausgelassenheit. Eine kleine Jahresbilanz gibt die wichtigsten Ereignisse aus Fismes wieder.

Mit Stille begann für die 5 500-Seelen-Stadt auch schon eine der ersten Wochen des abgelaufenen Jahres 2005. Denn am 3. Februar verstarb im Alter von 66 Jahren Alt- und Ehrenbürgermeister Paul Caffe. Er hatte über vier Legislaturperioden ein Vierteljahrhundert lang bis 2001 die Geschicke Fismes geprägt. Der Abschied aus seinem Lehrerberuf, der frühe Tod seiner Frau Nicole und die fast zeitgleichen Funktionsverluste durch beruflichen Ruhestand machten ihn einsam. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und nach einer bewegenden Trauerzeremonie trug man Paul Caffe zu Grabe.
»Die Spirale der Arbeitslosigkeit wütet in unserem Land«, klagt Bürgermeister Jean-Pierre Pinon, 55, und kommentiert so den Verlust von mehr als 60 Arbeitsplätzen durch zwei Betriebe in Fismes, die im ersten Halbjahr ihre Pforten geschlossen haben. Das wiegt schwer in ländlicher Umgebung. Dennoch: Die Arbeitslosenquote liegt knapp über der hierzulande.
Doch der Sommer setzte einen erfreulichen Kontrapunkt. »Ville Fleurie, Blühende Stadt«: In dem in Frankreich so beliebten kommunalen Wettbewerb, der das blühende Grün an Häusern, in Gärten, an Straßen und in den öffentlichen Anlagen bewertet, startete Fismes durch und gewann nach seiner ersten Blume in 2004 eine zweite hinzu. Nun darf man offiziell überall damit werben, an den Ortseingängen, im Briefverkehr, besonders im Tourismus.
Politisch brisant ist es aktuell bei der Frage, ob Fismes weitere Kompetenzen an den »Gemeindeverband der zwei Täler des Kantons Fismes« abgeben soll, zu dem mit Fismes zehn Gemeinden gehören. Der französische Staat fördert solche Zusammenschlüsse auch finanziell, zumal Frankreich mit seinen 37 000 Kleinst- bis Großgemeinden bislang keine Kommunalareform nach deutschem Muster erlebt hat. Zwar hat man Abwasserreinigung, Müllabfuhr, Schulbau, Straßenbeleuchtung und Tourismus schon an den Gemeindeverband abgegeben - doch nun die Schulverwaltung auch noch? Vor dem Hintergrund einer gut funktionierenden Schullandschaft in Fismes zögern da Bürgermeister und Ratsmehrheit.
Und was meint er zur Städtepartnerschaft mit Bad Oeynhausen, die sich auf ihr 40-jähriges Jubiläum zubewegt? »Es ist gut um sie bestellt. Sie wird mit gemeinsamer Begeisterung und in einer Art Seelenverwandtschaft getragen. Anfang Juni werde ich wieder einmal mit einer Delegation nach Bad Oeynhausen kommen. Darauf freue ich mich.«

Artikel vom 05.01.2006