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SCW: Das Imperium schlägt zurück

Mit Scharpenberg, Knezevic und Kramer wird der Wiederaufstieg zur Pflicht

Von Dirk Heidemann
Wiedenbrück (WB). Der Aufstiegskampf in der Fußball-Landesliga ist entschieden - zumindest auf dem Papier. Mit drei spektakulären Winter-Verpflichtungen holte der SC Wiedenbrück 2000 zum wohl vernichtenden Schlag gegen die Konkurrenz aus und macht mit der jetzigen Kaderbesetzung die Rückkehr in die Verbandsliga zur absoluten Pflicht.

Ex-Profi Frank Scharpenberg vom Regionalligisten Fortuna Düsseldorf, Aleksandar Knezevic vom Oberliga-Tabellenführer SC Verl und der ehemalige Clarholzer Top-Torjäger Dennis Kramer vom Oberligisten SV Lippstadt - an diesem dicken Happen dürfte sich wohl selbst der ebenfalls mächtig aufrüstende TuS Dornberg gnadenlos verschlucken. Das Trio unterschrieb an der Ems bis 2007. Mindestens genau so lange bleibt auch Trainer Jürgen Gessat, der seinen Kontrakt vorzeitig um ein weiteres Jahr verlängert hat.
»Wir wollten keine Ergänzung in der Breite, sondern in der Spitze. Das war bereits während der Hinrunde klar. Vom Typ her haben wir bekommen, was wir wollten. Keine Hochgeschwindigkeitsduscher, die hier ihr individuelles Ding abziehen, sondern Leute, die vom Kopf her mit beiden Beinen im Leben stehen«, betrachtete Jürgen Gessat am gestrigen Abend sein »Power-Dreierpack« nicht ohne gewissen Stolz.
Mit Scharpenberg und Knezevic will Gessat den defensiven Bereich stabilisieren. »20 Gegentreffer sind mit einfach viel zu viel. Außerdem haben wir mit diesen beiden Spielern künftig mehr Führungsqualität auf dem Platz. Das blieb zuletzt meist an zwei Leute hängen. Ein Grund dafür, warum wir trotz drückender Überlegenheit manche Partie nicht gewinnen konnten«, unterstrich der SCW-Coach die Notwendigkeit der Verpflichtung des dynamischen Defensiv-Duos. 43 erzielte Treffer seinen hingegen zwar mehr als ursprünglich erwartet, dennoch begrüßte Gessat natürlich auch den Transfer Kramers: »Ein laufstarker Stürmer, den wir schon im Sommer holen wollten. Aber Dennis hatte sich damals aus verständlichen Gründen für den SV Lippstadt entschieden.«
Dort kam der 25-Jährige allerdings nie zurecht, erkämpfte sich Mitte der Hinrunde aber zumindest den Status eines Einwechselspielers. Nach der Entlassung von Arndt Hundertmark war das Schicksal des einstigen Torjägers jedoch besiegelt. »In einem Gespräch mit dem neuen Vorstand und dem neuen Trainer Heinz Knüwe wurde schnell klar, dass Lippstadt noch drei Hochkaräter für den Angriff verpflichten will. Für mich war kein Platz mehr«, kam der SVL Kramers Bitte um vorzeitige Vertragsauflösung nach.
Die hatte auch Aleksandar Knezevic beim SC Verl schon in der Tasche und wollte eigentlich zurück zum FC Gütersloh 2000 - doch die Vorweihnachtsposse um seine Person gipfelte in seiner Nicht-Verpflichtung. Nun ist »Kneze« froh, beim SCW eine neue Chance zu bekommen. »Mein Ziel war immer die Regionalliga. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es der richtige Weg war, an meinem Job als Industriekaufmann festzuhalten«, will sich der 27-Jährige nun mit oder über den SC Wiedenbrück neu orientieren: »Die Gespräche hier waren ausgesprochen fair. Ich bin gut drauf und will dem Verein helfen, die gesteckten Ziele zu erreichen.«
Gleiches möchte auch Frank Scharpenberg tun. »Der SCW muss die klare Nummer drei im Kreis werden und sich in der Verbandsliga etablieren«, macht der 34-Jährige deutlich, der schon beim FC Gütersloh und beim SC Verl eine feste Größe war, sich nach einem Abstecher in Richtung Düsseldorf nun aber wieder in die Heimat orientiert. »Der Aufwand, immer von Herzebrock-Clarholz bis an den Rhein zu fahren, war schon enorm. In den ersten 10 Spielen war ich immer dabei, doch dann erkrankte ich am Pfeifferschen Drüsenfieber. Danach war ich weg vom Fenster und nach einem Gespräch mit Uwe Weidemann war klar, dass ich in der Rückrunde in Düsseldorf nicht mehr unbedingt gebraucht würde«, führt Scharpenberg aus.
Trotz des nun scheinbar übermächtigen Kaders will Dr. Michael Reinker noch nichts von einer Vorentscheidung im Aufstiegsrennen oder gar eines Durchmarsches in Richtung Oberliga wissen. »Wir sind noch lange nicht Meister. Wenn man schon vorher seine Visitenkarte druckt, geht es meistens schief«, meinte der SCW-Vorsitzende mit einem Lächeln auf den Lippen. Die nächsten Großprojekte am Jahnplatz sind indes schon eingestilt. Die Finanzierung einer Flutlichtanlage ist geklärt. Wird die Baugenehmigung erteilt, »dann fangen wir gestern mit dem Bau an«, meinte Sponsor Burkhardt Kramer. Zudem wird die Tribüne zum Schützenplatz hin ausgebaut, die Sprecherkabine in die überdachte Tribüne integriert und eine neue Beschallungsanlage installiert. »Dann können wir in Zukunft auch mal am Freitag spielen«, so Reinker, der die Baumaßnahmen noch im Verlauf der Rückrunde beendet sehen möchte. Der SC Wiedenbrück 2000 - das Imperium schlägt zurück.

Artikel vom 06.01.2006