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Vorstand Claudio Vendramin vom Trägerverein der Recyclingbörse.

»Weiße Ware«
wird zerlegt

Löhner Entsorger erhält Zuschlag

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Löhne (LZ). Erhebliche Veränderungen bringt die neue Elektronikschrott-Verordnung für die Löhner Recyclingbörse mit sich. Ab März wird an der Industriestraße in Gohfeld nur noch die so genannte »weiße Ware« demontiert. Der Entsorgungsfachbetrieb hat dafür in der Ausschreibung des Kreises Herford den Zuschlag erhalten. Dennoch bleiben Arbeitsplätze auf der Strecke.

Gemäß dem Auftrag des Trägervereins, Umweltschutz durch Müllvermeidung zu betreiben und Arbeitsgelegenheiten bereitzustellen, war die Löhner Börse bisher der beauftragte Entsorger für die »braune Ware«, sprich für »alles was kleiner ist als Waschmaschinen«. Der jährlich neu zertifizierte Fachbetrieb als Filiale des in Herford ansässigen Vereins »Arbeitskreis Recycling« sorgte dafür, dass die Elektrogeräte kleineren Formats ordnungsgemäß entgiftet, entsorgt und zur Wiederverwertung aufbereitet wurden.
»Die Aufgabe der Sammlung bleibt uns erhalten«, erklärt Claudio Vendramin, Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Unternehmens, »die Recyclingbörse ist jetzt jedoch nur noch Annahme- und Übergabestelle für die ausgedienten Elektrogeräte, wie Mikrowellen, Fernseher oder Radios. Sie werden containerweise von der Industrie abgeholt.«
Im Konzert der wenigen großen Entsorgungskonzerne konnten die Herforder nicht mithalten, als es um das Bieterverfahren nach der neuen lange erwarteten Verordnung ging. Dabei hatten sie sich für die Demontage-Ausschreibung bereits mit der Recyclingpartner-Genossenschaft zusammengetan, einem größeren Zusammenschluss. Nach dem Siedlungsabfall und ausgedienten Autos ist der Elektronikschrott der letzte große Bereich, dessen Recycling nun gesetzlich geregelt ist.
Wegen der neuen Entsorgungs-Struktur rechnet der Trägerverein der Recyclingbörse für seinen Bereich mit einem Rückgang des Umsatzes um zwei Drittel, mindestens 100000 Euro, wie Vendramin sagt. Für die Konzession der Demontage größerer Elektrogeräte, jene »weiße Ware«, sind künftig 29,50 Euro pro Tonne an die Stadt Löhne zu zahlen. Erwartet wird ein Aufkommen von etwa 140 Tonnen im Jahr im Kreis.
Durch die neue Regelung werden auch die Beschäftigungsmöglichkeiten reduziert. Arbeitsplätze bei Entsorgern, die sich bisher mit der Demontage und dem Elektrorecycling beschäftigt haben, bleiben auf der Strecke. Die Löhner Börse sieht sich als Standort eines Kaufhauses besser gestellt, als andere Einrichtungen der vielfach von Arbeitslosen-Initiativen getragenen Branche. Zwar gibt es auch hier wie andernorts nur noch die zumeist halbjährlich befristeten Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, auch 1,50-Euro-Jobs genannt. Doch immerhin haben immerhin 160 Männer und Frauen die Möglichkeit, am Berufsleben teilzuhaben, um nicht vollends den Anschluss zu verlieren. 20 bis 25 Kräfte sind in den Sammlungen beschäftigt, 15 bis 20 in der Demontage.
Das Löhner Second-Hand-Kaufhaus an der Industriestraße 34 findet zunehmendes Interesse bei der Kundschaft. Es ist mittwochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet sowie samstags von 10 bis 14 Uhr.
Die Einrichtung gehört zu fünf Filialen des Vereins: in Herford allein zwei, eines davon in der Innenstadt, in Bünde und inzwischen auch in Bielefeld.
Das Netz soll weiter ausgeweitet werden, wie Vendramin versichert. Die Wiederverwendung gut erhaltener Geräte - primäres Interesse auch des Gesetzgebers - will der Verein bei dem neuen Verfahren nicht aus dem Auge verlieren. So sorgen so genannte Tester dafür, dass die eingesammelte und angelieferte Ware auf eine weitere Tauglichkeit untersucht wird: »Wenn sie erst zerkratzt im Container liegt, ist damit nichts mehr anzufangen.«
So kann manches funktionstüchtige oder leicht reparable Stück doch noch den Weg ins Lager finden und dann in die Sozialkaufhäuser des gemeinnützigen Vereins.

Artikel vom 05.01.2006