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Menschen in
unserer Stadt
Thorsten Stein
Bestatter

Wenn Thorsten Stein auf die Frage nach seinem Beruf antwortet, schrecken viele zunächst zurück. Der 35-Jährige ist Bestatter. »Auf die erste Zurückhaltung der Leute folgen anschließend aber viele Fragen. Das erlebe ich immer wieder«, erzählt der Vlothoer.
Vier Jahre lang arbeitete Thorsten Stein als Aushilfe bei der Bestattungsfirma Begemann, ehe er im Jahr 2001 den Betrieb hauptverantwortlich übernahm. »Ich mache meinen Beruf gerne. Hier kann ich Menschen, die in einer Notsituation sind, helfen«, erklärt der Bestatter. Der Umgang mit den Trauernden erfordert viel Einfühlungsvermögen. Der Bestatter nimmt sich entsprechend viel Zeit für Beratungsgespräche, die leicht drei oder vier Stunden dauern können. Da geht es um die Lebensstationen des Verstorbenen und insbesondere die detaillierten Vorstellungen von der Beisetzung.
Etliche Angehörige kommen ohne bestimmte Wünsche, wissen nicht, welches Begräbnis der Verstorbene gerne haben wollte. »Es ist hilfreich, darüber schon vorher zu sprechen, ganz unabhängig vom Alter. Ich habe das in meiner Familie auch bereits gemacht«, verrät Thorsten Stein. Er freut sich, dass der Tod und die Beerdigung in den Medien immer mehr Beachtung finden und kein Tabuthema mehr darstellen. Das beseitige doch ein wenig von der oft großen Hilflosigkeit und Angst.
Der Vlothoer berichtet, dass Urnenbestattungen inzwischen die Regel seien und häufiger als Erdbestattungen stattfinden würden. Drei Mal hat er bisher eine Seebestattung vorbereitet. Ganz neu sind Almbestattungen, die in der Schweiz angeboten werden. »Dies eignet sich für Leute, die dem Himmel möglichst nahe sein wollen«, werben die Eidgenossen dafür. Thorsten Stein hat zu dieser Art der Bestattung allerdings seine eigene Meinung.
Als Bestatter ist der Vlothoer 24 Stunden am Tag erreichbar. »Da bleibt viel Freizeitleben auf der Strecke«, gesteht er ein. Umso intensiver ist dafür der Kontakt innerhalb der Familie. Seine Ehefrau Sandra hilft bei den Büroarbeiten und der dreijährige Sohn Jeffrey freut sich immer, wenn Papa mit ihm die Eisenbahn aufbaut. Dirk Sonntag

Artikel vom 05.01.2006