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Mit Tür ins
Haus gefallen

45-Jähriger erhält Geldstrafe

Hiddenhausen (cl). »Ich bin ein intelligenter Mann«, brabbelte der 45-jährige Heinz A. (Name geändert) auf der Anklagebank vor sich hin. Dies war eine glatte Lüge, aber nach der deutschen Strafprozessordnung dürfen Angeklagte im Gegensatz zu Zeugen ungestraft die Unwahrheit sagen.

Der 48-jährige Russlanddeutsche aus Hiddenhausen war wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch angeklagt. Er und sein Bruder sitzen in regelmäßigen kurzen Abständen vor Gericht, weil sie immer wieder volltrunken Straftaten begehen. Heinz A. war akustisch kaum zu verstehen, auch die neben ihm sitzende Dolmetscherin konnte dem Gericht nicht groß weiter helfen. Richterin Claudia Schonscheck reagierte ungehalten: »Sie haben jetzt schon einen beträchtlichen Teil Ihrer derzeitigen Freiheitsstrafe von elf Monaten abgesessen und müssten heute doch ausnahmsweise einmal nüchtern sein. Der Eindruck, den Sie hier hinterlassen, ist aber keinesfalls besser geworden.«
In der Nacht zum 11. Februar hatte Heinz A. eine »Erleuchtung«: Er glaubte einen Dieb wieder erkannt zu haben, der ihm einmal ein Fahrrad gestohlen hatte. Dieser verschwand in einem Hauseingang, der Volltrunkene machte sich an die Verfolgung. Er hämmerte an eine Wohnungstür im obersten Stockwerk, die das nicht überstand. »Die Tür war so schwach.« Der Mieter wollte den Eindringling aus der Wohnung drängen, hatte aber zunächst wenig Erfolg. So traktierte er den Betrunkenen mit Faustschlägen und einer Eisenstange, die praktischerweise griffbereit an der Garderobe lag. »Der Besuch scheint Ihnen nicht gut bekommen zu sein«, rieb die Richterin dem Angeklagten unter die Nase.
Innerhalb von vier Jahren sammelte Heinz A. neun Vorstrafen, darunter auch eine Freiheitsstrafe. Eine Leberzirrhose ist eine weitere Folge seines ständigen Alkoholmissbrauches. Diesmal bekam er 320 Euro Geldstrafe auferlegt, kann die 40 Tage aber auch ersatzweise verbüßen oder in 240 Sozialstunden umwandeln lassen. Es steht zu befürchten, dass man von den Brüdern in Zukunft noch mehr hören wird...

Artikel vom 05.01.2006