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Schlamm-Schlacht in
der Nacht gewonnen

Auch in Herford herrschte pures Verkehrschaos

Herford/Bielefeld (HK/hz). Eine der längsten Sperrungen der A 2 bei Bielefeld ist in der Nacht zu Mittwoch erst nach zehn Stunden wieder aufgehoben worden. Wie bereits berichtet, waren die drei Fahrspuren zwischen den Abfahrten Ostwestfalen-Lippe und Bielefeld-Zentrum in Richtung Dortmund komplett gesperrt worden, nachdem Dienstagmittag bei Brönninghausen ein Lastwagen acht Tonnen Klärschlamm verloren hatte.

Auch in Herford herrschte daraufhin pures Verkehrschaos. Stoßstange an Stoßstange wälzten sich die Fahrzeuge durch die Innenstadt, suchten Pkw- und Lkw-Fahrer verzweifelt nach Auswegen - und verstopften sämtliche Straßen, die in Richtung Bielefeld führen.
Jens L. (36) hatte knapp ein Drittel der 25 Tonnen schweren Ladung verloren. Der Schlamm aus dem Klärwerk Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) war für die Verbrennung im Kraftwerk Frechen bei Köln bestimmt. Doch gut 200 Kilometer vor dem Ziel endete gegen 12.30 Uhr die Fahrt für Jens L. Vermutlich beim Überfahren von drei Regenrillen auf der A 2 in Höhe der Feuerwehr-Notauffahrt Brönninghausen kurz vorm dortigen Parkplatz lösten sich die zwei kleinen Schrauben an der Klappe des Leih-Aufliegers am Sattelzug. Um die acht Tonnen dünnflüssiger, giftiger Klärschlamm verteilten sich von der Notauffahrt an auf knapp zweieinhalb Kilometern Länge von der mittleren Fahrspur bis zum Standstreifen, spritzten mehrere Meter hoch an die Lärmschutzwände. Der 36-Jährige stoppte sein Gefährt erst auf dem Parkplatz Brönninghausen, nachdem ihn nachfolgende Lkw-Fahrer per Funk auf den Verlust der Ladung aufmerksam gemacht hatten. Der erste Versuch der Autobahnmeisterei, die A 2 per Schneepflug und Kehrmaschine zu reinigen, scheiterte. Um 15.05 Uhr sperrte dann die Polizei die Autobahn zwischen den Abfahrten Ostwestfalen-Lippe und Bielefeld-Zentrum. Knapp 100 Bielefelder Feuerwehrleute, Mitarbeiter von der Autobahnmeisterei und eines Lippstädter Entsorgungsunternehmens waren bis gegen 23 Uhr im Reinigungseinsatz.
Mit einer Anzeige wegen mangelnder Ladungssicherung am Sattelzug hat nun nicht nur Lkw-Fahrer Jens L. (36) zu rechnen. Zusätzliche Anzeigen, hieß es gestern von der Autobahnpolizei, würden gegen die Spedition als Lkw-Halter und den Verlader des Klärschlamms erstattet.

Artikel vom 05.01.2006