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Dr. Joachim Gauck spricht über »innere Einheit der Deutschen«

Prominenter Gast bei Semester-Eröffnung des VHS-Zweckverbandes


Beverungen / Willebadessen (WB/hai). Dr. Joachim Gauck wird am 29. Januar auf Einladung des Volkshochschul-Zweckverbandes »Diemel-Egge-Weser« einen Vortrag halten.
Das teilte gestern Bürgermeister Christian Haase als Vorsitzender der Verbandsversammlung dem WESTFALEN-BLATT mit. Zur Eröffnungsfeier in der »Alten Ackerscheune« im Seminarzentrum in Willebadessen wird Dr. Joachim Gauck zum Themenbereich »Wie steht es um die innere Einheit der Deutschen?« und »Deutsche in Ost und West - was uns immer noch trennt« sprechen. Auch 16 Jahre nach dem Fall der Mauer denken und handeln die Ostdeutschen anders als die Westdeutschen. Warum wählen sie die PDS? Warum schwelgen viele in Ostalgie? Joachim Gauck ist sich sicher: »Die Ostdeutschen sind weder undankbar noch charakterschwach. Sie sind vielmehr seit Jahrzehnten geprägt durch ein persönlichkeitsspaltendes System von Anpassung. Gehorsam und Belohnung. Die Euphorie nach der Wiedervereinigung wich schnell einem Gefühl der Ohnmacht, weil die Revolution von 1989 nicht nur die Befreiung brachte, sondern auch die Pflichten der Freiheit: die Pflicht zu Verantwortung und Entscheidung.«
Gauck betont, dass das hohe Tempo der Wiedervereinigung zwar politisch und ökonomisch richtig gewesen sei, es habe der Bevölkerung im Osten aber psychisch große Probleme bereitet, die bei vielen sicher noch bis in die nächste Generation anhalten werden.
Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren, später folgten Studium der Evangelischen Theologie, seit 1965 Pastor der Landeskirche Mecklenburg. 1989/90 Mitinitiator der kirchlichen und politischen öffentlichen Protestbewegung in Mecklenburg, 1990 Abgeordneter der Volkskammer für Bündnis 90, 1991 erster Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. 1995 wird Gauck für weitere fünf Jahre in diesem Amt bestätigt, das er bis zum Jahr 2000 ausübt.
Zu seiner Nachfolgerin wählt der Bundestag die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler. Seit 2003 ist Joachim Gauck als Nachfolger von Hans Koschnick Vorsitzender der Vereinigung »Gegen Vergessen - Für Demokratie«.

Artikel vom 05.01.2006