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Lebensweisheit

»Leichtsinn und
Torheit sind
oft ganz enge
Nachbarn.«

Leitartikel
Energiepolitik in Nöten

Längst schon höchste Eisenbahn


Von Rolf Dressler
Wirklich sachkundige Kenner der Materie gibt es auch hier in Deutschland genug. Nur können sie sich mit ihrer Gegenmeinung in der breiten Öffentlichkeit leider viel zu selten Gehör verschaffen.
Denn allen voran die Grünen und namentlich deren Umwelt-Chefideologe Jürgen Trittin besetzten schon frühzeitig rigoros das neuralgische Zukunftsthema Umwelt und Energie. Viele Jahre lang reklamierten sie für sich ei- nen penetranten Allwissenheits- und Alleinvertretungsanspruch für dieses Riesenfeld. Und im Schulterschluss mit der großen Mehrheit williger Medien bremsen sie sogar noch bis heute weitgehend all jene Fachleute aus, die der herrschenden Ideologen-Lehre, zumeist vergeblich, entgegenzutreten versuchen.
Eigentlich sollte deshalb spätestens der gestrige Auftritt des neuen Bundesumweltministers Sigmar Gabriel auch den letzten blauäugig Gutgläubigen Augen und Ohren öffnen. Man muss zwar nicht gleich den Negativ-Superlativ vom Offenbarungseid bemühen. Aber klarer denn je wird jetzt, dass die rot-grüne Berliner 7-Jahre-Regierung Schröder/Fischer/Trittin der neuen großen Koalition entgegen allen Selbstlob-Bekundungen energiepolitisch einen Torso hinterlassen hat. Dieses Erbe wiegt schwer und kann, nein, wird Deutschland, seine Wirtschaft und seine Steuer- und Abgabenzahler noch teuer zu stehen kommen.
Kernkraft verteufelt und - wohlgemerkt exklusiv nur für Deutschland - zur Abschaltung verurteilt; modernste Wiederaufarbeitung von Brennstäben (Wackersdorf) ebenso wie die sichere Endlagerung (Gorleben) mit aller Ideologen-Macht eisern verhindert; horrend kostspielige und folgekostenträchtige Subventionierung von Wind- und Sonnenenergie-Anlagen - eine unverantwortliche Hinterlassenschaft. Denn:
- Weithin blockiert wurde der Neubau modernster Hochlei- stungs-Wärmekraftwerke. Und das, obwohl die Vermeidungskosten von Kohlendioxyd-Emissionen bei solchen Kraftwerken pro Tonne CO2 nur fünf Euro gegenüber 50 Euro bei der Windenergie und sogar 500 Euro bei der Sonnenenergie betragen.
- Derweil gehen die Erdölreserven der USA schon in zehn bis 15 Jahren zur Neige. Bis dahin werden China und die USA allein bereits 50 Prozent der Welt-Erdölproduktion verbrauchen. Dann erreicht zudem die Fördermenge von Erdöl und Erdgas ihren Gipfelpunkt. Von da an geht's bergab.
- Und auch Deutschlands ohnehin nur bescheidene Erdgasfelder werden um 2020 erschöpft sein.
Die für uns alle hochdramatischen Folgen aber hätte man längst absehen können: Preisschübe in Serie, Hauen und Stechen an den Energie-Märkten.
Wo aber bleiben die Konzepte? Mit welcher zukunftssicheren Energie wird in Deutschland um die Jahre 2015, 2020 produziert?
Sonnen- und Windenergie beseitigen die Schieflage garantiert nicht. Das schaffen nur tatsächlich revolutionär alternative, gänzlich andere, neue Energien. Dafür ist es »allerhöchste Eisenbahn«.

Artikel vom 06.01.2006