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Züchterexistenz
gerät in Gefahr

Situation der Geflügelhalter

Kreis Gütersloh (WB). Die heimischen Geflügelzüchter sehen sich bei restriktiver Auslegung der Geflügelpestschutzverordnung in ihrer Existenz gefährdet. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, luden kürzlich 18 betroffene Züchter den CDU-Bundestagsabgeordneten Hubert Deittert, den parlamentarischen Staatssekretär Dr. Peter Paziorek, die Landtagsabgeordneten Dr. Michael Brinkmeier und Friedhelm Ortgies zu einen Gespräch nach Rietberg-Druffel ein.

Für die Bewertung der Lage aus tierärztlicher Sicht nahmen Kreisveterinärdirektor Dr. Bernhard Beneke und Dr. Manfred Pöppel, Fachtierarzt für Geflügel, teil.
Die bundesweit zum Schutz vor der Geflügelpest erlassene Aufstallpflicht galt bis 15. Dezember. Das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium meldete, dass die bis jetzt vorgenommenen Untersuchungen an Zugvögeln und Hausgeflügel ausnahmslos negativ ausgefallen sind. Das Risiko für die Einschleppung ist darum von »hoch bis mäßig« auf »gering« herabgesetzt. Eine Gefahr bestünde aber weiterhin durch illegale Einführung von Geflügel oder Geflügelfleisch aus betroffenen Ländern. Bund und Länder wollen prüfen, ob die Stallpflicht im März zum beginnenden Rückflug der Zugvögel wieder eingeführt wird.
Schon durch die Aufstallungspflicht im Herbst haben die Geflügelzüchter zum Teil erhebliche Umsatzrückgänge hinnehmen müssen. Bei einer Aufstallpflicht auch für Kleinsthaltung sehen die heimischen Züchter die Gefahr, dass Hobbyhalter ihre Geflügelhaltung aufgeben, da sie die Auflagen nicht erfüllen können. Eine Aufstallungspflicht erst ab einer Bestandsgröße von 100 Tieren ist aus Sicht der Züchter ein praktikabler Kompromiss, um einerseits das Risiko eines möglichen Ausbruchs der Geflügelpest zu minimieren, andererseits aber den Hobbyhaltern eine weitere Haltung zu ermöglichen.
Ein weiteres Anliegen der Züchter war es, das Verbot für die Durchführung von Geflügelmärkten der Risikolage anzupassen und die bundesweite Öffnung dieser traditionellen Einkaufsmärkte der Hobbyhalter zu gestatten. Letzte Planungssicherheit könne niemand geben, darüber waren sich die Züchter im Klaren. Da man aber bereits im Oktober mit der Brut beginnen musste, sei ein flexibler, der Risikolage angepasster Umgang mit der Geflügelpestschutzverordnung für sie von existentieller Bedeutung.
Hubert Deittert betonte die Notwendigkeit, einen Weg zu finden, die Existenz der Geflügelzüchter zu sichern und gleichzeitig die notwendigen Vorsorgemaßnahmen einzuhalten. Eine Patentlösung für alle Probleme könne man nicht anbieten, die Verordnung ließe aber eine Flexibilität zu im Umgang mit Einzelfällen. Bei einer neuen, geringeren Risikobewertung müsse die EU-Verordnung nicht so strikt ausgelegt werden. Staatssekretär Dr. Paziorek sagte zu, dass diese Fragen nun im Bundesministerium geprüft werden. Auch lud er für Januar eine Abordnung der Züchter aus dem Kreis Gütersloh in das Ministerium nach Bonn ein, um die noch offenen Fragen zu erörtern.

Artikel vom 04.01.2006