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Hallendächer: Kontrolle ist für Stadt selbstverständlich

Kreisverwaltung hat bei Sonderbauten Statik im Blick

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Eine Eishalle, die nur noch einem Trümmerhaufen gleicht: Die Bilder aus Bad Reichenhall lassen wohl jeden fassungslos mit dem Kopf schütteln. »Wenn man so etwas sieht, macht man sich natürlich automatisch Sorgen«, sagt Bauamtsleiter Hartmut Lüdeling. Er kann jedoch, was die Dächer der städtischen Gebäude angeht, beruhigen.

Auch die Stadt besitzt Gebäude mit großen Dachflächen -Êetwa die Dreifach-Sporthalle an der Städtischen Hauptschule und das Parkbad. Als Hartmut Lüdeling vorgestern die Bilder aus Bad Reichenhall sah, stellte er fest, dass das eingestürzte Dach eine ähnliche Konstruktion aufweist wie das alte Dach des Parkbades, bevor es im vergangenen Jahr neu gebaut wurde. Dabei spielt die Statik eine wichtige Rolle: Welches Gewicht ein Dach aushalten muss, wird nach einer DIN-Norm als Berechnungsgrundlage festgelegt, erläutert Lüdeling. Hinzu komme ein Sicherheitszuschlag. »So kann es auch mal mehr schneien als eigentlich zu erwarten ist. Was die bauliche Seite angeht, sind wir gut aufgestellt.«
Sicherheitsfaktor zwei: »Es wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert, auch die Hausmeister haben ein Auge darauf. Man kann beispielsweise an einer Rissbildung erkennen, ob ein Schaden vorliegt, der beseitigt werden muss. Aber ich sehe hier keine kritische Situation.«
Die Kreisverwaltung legt bei Sonderbauten -Ê dazu gehören beispielsweise Sporthallen, Schulen, Krankenhäuser oder größere Industriegebäude - ein besonderes Augenmerk auf die Statik. »Schon bei der Genehmigung wird sie verlangt und vom Kreis oder einem Sachverständigenbüro geprüft«, erklärt Bernhard Bußwinkel, Leiter der Abteilung Bauordnung der Kreisverwaltung, im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER. Hierbei würden auch die Schneelasten berücksichtigt, »auch wenn wir hier natürlich andere Belastungen haben als im Süden«. Die Genehmigung ist das eine, die regelmäßigen Kontrolle das andere: »Denn das Problem ist dabei, dass man nicht weiß, wie sich das Material über die Jahrzehnte verhält.« Natürlich gebe es regelmäßige Überprüfungen, »aber der Schwerpunkt liegt hier auf dem Thema Brandschutz.« Gut zwei Mal im Jahr würden die Fachleute des Kreises hinzugezogen, wenn es in Sachen Statik Sicherheitsfragen gebe. »Brandschutz ist eher das Tagesgeschäft.«
Generell gelte, dass die Eigentümer natürlich zur Erhaltung der Bausubstanz verpflichtet seien - und damit dazu, bei Sanierungsbedarf tätig zu werden. Gebe es Indizien, dass die Statik beeinträchtigt sein könnte, empfiehlt Bußwinkel, ein Architekturbüro zu kontaktieren. »Wenn erkennbare Schwächen zu sehen sind, wird dieses sicherlich auf einen Statiker zurückgreifen.« Indizien für Sanierungsbedarf könnten beispielsweise sichtbare Risse in Betonstützen sein, Durchformungen der Decke wie im Haller Kreishaus vor der Sanierung, ein Wassereinbruch oder Witterungseinflüsse, die möglicherweise Auswirkungen auf die Konstruktion gehabt haben könnten.
Dabei muss nicht alles schlecht sein, was alt ist, weiß Versmolds Bauamtsleiter Hartmut Lüdeling. Flachdächer aus früheren Zeiten sieht Lüdeling beispielsweise als »nicht so kritisch« an. »Wegen der Wärmedämmung.« Denn je weniger ein Dach isoliert ist, desto mehr Wärme strahlt es nach außen ab - der Schnee schmilzt und es kommt gar nicht erst zu so großen Schneemengen auf dem Dach.

Artikel vom 04.01.2006