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»Wir mussten den Schlussstrich ziehen«

Bäckerei Renneke hat seit Jahresende geschlossen - Kostendruck und Konkurrenz zu groß

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Ein alteingesessener Familienbetrieb musste angesichts übermächtiger Konkurrenz und des ständig steigenden Kostendrucks aufgeben: Die Bäckerei Renneke an der Senner Straße hat seit Jahresende geschlossen.

»Es hat sich nicht mehr gerechnet. Wir mussten den Schlussstrich ziehen«, sagt Inhaber Hans Günter Renneke. Seit dem Jahr 2000 sei es immer schlechter geworden. Am negativsten habe sich die Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren dargestellt.
Als Gründe für die Schließung des Bäckerladens und der Backstube sehen der Bäckermeister und seine Frau Waltraud zum einen den ständig steigenden Preisdruck durch Supermärkte und Billig-Bäcker, aber auch die gestiegenen Kosten, zum Beispiel für Energie, an. »Wir haben immer auf Qualität gesetzt, zu solchen Billigpreisen, wie an manchen Stellen Brötchen verkauft werden, konnten wir nicht produzieren«, sagt Waltraud Renneke, die bis zuletzt im Laden verkaufte. Und ihr Mann, der mit einem Mitarbeiter in der Backstube stand und auch den Bäckerei-Verkaufswagen fuhr, ergänzt: »Ein Kleinbetrieb kann so nicht mehr bestehen.«
Mit der Schließung der Bäckerei endet eine Familientradition. Vater Ignaz und dessen Bruder Franz Renneke hatten 1932 in Stukenbrock mit dem Backen angefangen und waren dann in Gütersloh tätig. Die dortige Bäckerei wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört, Ignaz Renneke kam erst ein paar Jahre nach Kriegsende aus der Gefangenschaft zurück.
1948/49 fing er in Stukenbrock-Senne wieder an, kaufte das Grundstück, baute die Bäckerei, in der auch seine Frau Elisabeth mitarbeitete. Sohn Hans Günter fing mit 13 Jahren seine Bäckerlehre beim Vater an, schloss diese ab und arbeitete als Geselle im elterlichen Betrieb. 1979 machte er die Meisterprüfung, um die Bäckerei weiter führen zu können, da mittlerweile der Vater gestorben war.
»Ich habe neun Lehrlinge ausgebildet, zuletzt unseren Sohn Dirk«, so der 54-jährige Bäckermeister. Der Sohn, obwohl selbst Meister, konnte aus gesundheitlichen Gründen die Bäckertradition nicht fortsetzen. »Im Mai vergangenen Jahres haben wir erste Überlegungen angestellt, das Geschäft zu schließen. Dieser Schritt ist uns sehr schwer gefallen.«
Die Suche nach einen Nachfolger, Existenzgründer oder einer anderen Bäckerei, die die Backstube, den Laden und Verkaufswagen übernimmt, blieb trotz einiger Interessenten aber erfolglos. Deshalb wird jetzt ausgeräumt. Das Ehepaar hofft, die Bäckereiausstattung noch verkaufen zu können. Die etwa 180 Quadratmeter Gewerbefläche mit Sozialräumen sollen vermietet werden.

Artikel vom 05.01.2006