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»Mitarbeiter unter Druck gesetzt«

Gewerkschaft will Betriebsrat installieren - Zwei Kündigungen ausgesprochen

Bünde/Kirchlengern (-gl-). Wohl nicht ohne Streit geht der Verkauf der Westfälischen Fleischerei Spengemann an die Gausepohl-Gruppe in Dissen ab. Noch am 29. Dezember erhielten zwei Mitarbeiter die Kündigung. Außerdem sollten die Beschäftigten auf die Hälfte des Arbeitsentgeltes für den Monat November und auf eine bis zwei Wochen Urlaub je nach Zugehörigkeit und Alter verzichten.

Darüber informierte jetzt der Sekretär der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten Region Ostwestfalen in Bielefeld, Armin Wiese. »Wir hatten den Arbeitnehmern bei Spengemann geraten, sich zu schützen, als im Oktober erste Schwierigkeiten auftraten und im November und Dezember kein Geld gezahlt wurde«, betonte der Gewerkschaftssekretär. Im Rahmen einer Betriebsversammlung habe er dann die Bildung eines Betriebsrates angeregt. Zahlreiche Beschäftigte hätten sich zur Mitarbeit bereit erklärt. »Als aber die beiden Kündigungen ausgesprochen wurden, ist die Bereitschaft zur Mitarbeit abgebröckelt«, beobachtete Wiese.
Für den Gewerkschaftssekretär hat Gausepohl »die Belegschaft unter Druck gesetzt«. Nach dem Motto, »wenn ihr auf die Hälfte des Arbeitsentgeltes für den Monat November und auf ein bis zwei Wochen Urlaub nicht verzichtet sowie die Anhebung der Arbeitszeit von 39 auf 42 Stunden nicht akzeptiert, sind die Arbeitsplätze massiv gefährdet.«
Daraufhin, so Wiese, hätten die meisten Mitarbeiter die Verträge unterzeichnet. Allerdings sei die unbefristete Laufzeit dieses Verzichts- und Abänderungsvertrages auf eine Frist von einem Jahres zurückgenommen worden.
»Die Belegschaft hat der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten mitgeteilt, dass sie die Einleitung von Wahlen für einen Betriebsrat nicht wünscht«, erklärte Martin Brunshus, Mitglied der Spengemann-Geschäftsführung, auf Anfrage der BÜNDER ZEITUNG. Darauf lässt sich Gewerkschaftssekretär Wiese nicht ein. »Ich lade zum 11. Januar zu einer Versammlung ein, um die Vorkehrungen für die Wahl eines Betriebsrates beim Unternehmen Spengemann zu treffen. Was daraus wird, sehen wird an dem Tag. Wir lassen uns überraschen«, sagte Armin Wiese.
Zu den vorgenommenen zwei Kündigungen wollte der Gewerkschaftssekretär nichts sagen. »Das ist ein schwebendes Verfahren. Die beiden Arbeitnehmer haben Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht eingereicht«, beschreib der Gewerkschaftssekretär den augenblicklichen Stand des Verfahrens.
Die Ankündigung der Geschäftsführung, das halbe Monatsgehalt für November sowie das volle Arbeitsentgelt für Dezember sofort an die Arbeitnehmer auszuzahlen, sei laut Wiese bis heute auch nicht umgesetzt worden.
Der Gewerkschaftssekretär: »Irgendetwas stimmt bei Spengemann nicht, sonst wären nach meiner Meinung auch die beiden Kündigungen kurz vor dem Jahreswechsel nicht ausgesprochen werden.«

Artikel vom 04.01.2006