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Viele Patienten - kein Geld

Insolvenzverfahren über das Vermögen von Dr. Andreas Runde eröffnet

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). »Gut zu tun und nichts im Portemonnaie«: Über das Vermögen des bekannten Rheda-Wiedenbrücker Mediziners Dr. Andreas Runde (44) wurde nach einem Eigenantrag das Insolvenzverfahren eröffnet.

Für die Patienten ändere sich nichts, erklärte Runde auf Anfrage gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Ziel sei es, die Praxis langfristig weiterzuführen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Verler Rechtsanwalt Dr. Norbert Küpper bestellt.
Runde ist Allgemeinmediziner, Diabetologe sowie Betriebsarzt und betreibt in St. Vit zusammen mit Hildegard Stallkamp - einer Fachärztin für Allgemeinmedizin, Allergologie und Psychotherapie - eine »Praxisgemeinschaft und Diabetologische Schwerpunktpraxis«.
In den angemieteten Räumen an der Kleestraße werden rund 2000 Patienten betreut, pro Quartal suchen bei dem Ärzteteam mit seinen sechs Angestellten 400 Diabetiker Rat. Vor drei Jahren ging Dr. Runde mit dem St.-Vinzenz-Hospital eine Kooperation zur Früherkennung von »Zucker« ein. 50 bis 60 Patienten, bei denen eine stationäre Insulin-Schulung und Diabetestherapie noch nicht erforderlich sind, nehmen pro Jahr an Informationsveranstaltungen teil.
Dr. Andreas Runde sieht sich als Opfer der Gesundheitsreformen. Die Schere zwischen steigenden Kosten und sinkenden Honoraren gehe immer weiter auseinander. Irgendwann funktioniere das dann eben nicht mehr. Schon die Hälfte aller niedergelassenen Ärzte in Deutschland befänden sich unter »Bankkuratel« - und haben demnach ihre Honorarforderungen an ein Kreditinstitut abgetreten, das den Medizinern wiederum Geld für den Lebensunterhalt zuteilt. Mit der neuen, im vergangenen Jahr eingeführten Gebührenordnung hätten er und seine Kollegen einen Einnahmeeinbruch von bis zu 30 Prozent hinnehmen müssen, sagte der verheiratete Vater dreier Kinder gestern. Runde vermutet, dass sich die medizinische Versorgung in Deutschland grundlegend ändern soll. Offenbar werde versucht, ambulante und stationäre Versorgung der Menschen nach altem DDR-Vorbild in einer so genannten Zentren-Medizin wieder einzuführen.
Die Gläubiger, so Runde, würden sich jetzt an seinem Privatvermögen schadlos halten. Wie Dr. Norbert Küpper gegenüber dem WESTFALEN-BLATT erklärte, habe die Zahl der Praxis-Insolvenzen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Artikel vom 04.01.2006