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Das Tanzen war ihre
gemeinsame Leidenschaft

Geburtstag und Diamantene von Erna und Karl Klaiber

Von Sandra Vogt (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Den 6. Januar hat sich Karl Klaiber noch nie Rot im Kalender anstreichen müssen. In die Gefahr, seinen Hochzeitstag zu vergessen, kommt der 90-Jährige einfach nicht. Dafür hat er bereits vor sechs Jahrzehnten gesorgt, als er seiner Frau Erna das Ja-Wort gab: am eigenen 30. Geburtstag.

Ganz ohne Hintergedanken habe er den Termin schon damals nicht ausgesucht, gibt der Jubilar mit einem Lächeln zu. »Wenn gleich zwei Feierlichkeiten auf einen Tag fallen, wird es nicht so teuer«, schmunzelt der gelernte Möbeltischler, der seinen 90. Geburtstag und die diamantene Hochzeit diesmal allerdings ganz ruhig angehen will. »Meine Frau lebt seit vier Jahren im Pflegeheim, da wird es nichts mit einer großen Feier«, erklärt der Vater von drei Söhnen.
Zur silbernen und goldenen Hochzeit sah das noch ganz anders aus. »Da haben wir die ganze Verwandtschaft in den Trollinger Hof und zur goldenen ins Porta-Berghotel eingeladen«, erinnert sich der gebürtige Rheinländer, der in Hausberge aufgewachsen ist. »Bei jeweils sieben Geschwistern, die meine Frau und ich hatten, ist da jedes Mal eine ganz schön große Gruppe zusammengekommen.«
Kennen gelernt haben sich Karl und Erna Klaiber bereits vor Kriegsbeginn beim Tanz im Oeynhausener Kaiserhof. Die Einberufung als Soldat der Wehrmacht und die Gefangenschaft in Russland legten dem jungen Glück jedoch erst einmal Steine in den Weg. Als es im Oktober 1945 für Karl Klaiber schließlich nach Hause ging, gab es kein Zögern mehr. Schon im Januar 1946 nahm er seine Erna zur Frau. Als leidenschaftliche Tänzer haben sie gemeinsam viel Zeit auf Tanzabenden verbracht. »Einmal hat es sogar zum ersten Preis im Kurhaus gereicht«, erinnert sich der Werster, der 1957 sein Haus in der Besselstraße baute. »Als Hauptgewinn des Tanzwettbewerbs gab es eine richtig gute Flasche Sekt.«
Doch nicht nur auf dem Tanzparkett waren Erna und Karl Klaiber ein Team. In seiner Zeit als kaufmännischer Angestellter bei der WAZ und der Hannoverschen Allgemeinen begleitete ihn seine Frau zu verschiedenen Ausstellungen, wo sie gemeinsam Zeitungen bewarben und verkauften. »Erst wollte Erna immer ein Abendkleid mitnehmen, weil sie dachte, ich würde mich auf meinen Reisen abends amüsieren gehen. Das hatte sich allerdings schnell erledigt, als sie sah, wie anstrengend so ein Messetag war«, blickt der 90-Jährige zurück.
Für die Zukunft wünscht sich der leidenschaftliche Hobbygärtner eigentlich nur Gesundheit. »Und vielleicht ein schönes Frühjahr. Das ist nämlich meine liebste Jahreszeit.«

Artikel vom 06.01.2006