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Der Baumfäller
weigert sich

Mammutbaum blieb gestern stehen

Halle (kg). Eine riesige Überraschung: Der Mammutbaum steht noch. Michael von Hoff, Chef des Borgholzhausener Forstfachbetrieb von Hoff, hat sich gestern geweigert, den Baum - wie eigentlich vereinbart - zu fällen. Statt mit der Motorsäge rückte er morgens nur mit einer Absage in Halle an.

»Eine große Mehrheit von Bürgern ist gegen das Fällen - und damit ist auch für uns irgendwo eine Grenze erreicht. Ich will daran jedenfalls nicht beteiligt sein«, begründet der Unternehmer im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT seinen späten Rückzug zuliebe der Anwohner und vieler weiterer Baumfreunde. Obwohl er sein Geld eigentlich mit dem Fällen von Bäumen verdient, hatte er sich am Vorabend durchgerungen, diesen stehen zu lassen.
Hildegard und Harry Hentschel, die Besitzer des imposanten Baumes, der einen Stammumfang von rund fünf Metern hat, wollen »jetzt erst einmal in Ruhe überlegen«, wie es weiter gehen soll. Wie das WB berichtete, hatte die Bürgermeisterin vor zwei Tagen angeboten, die Stadt würde Kontrolle und Pflege des Baumriesen »auf unbestimmte Zeit« zu übernehmen. Aus dem Schreiben der Stadt geht hervor, dass den Eigentümern des Sequoidendron Giganteum, wie der Baum botanisch heißt, durch die Pflegearbeiten keine Kosten entstehen sollen.
»Aus der Haftung sind wir damit immer noch nicht heraus«, sind Hentschels diese »Nervengeschichte« um die Frage der Verantwortung leid. »Wenn das Angebot von Stadt und Nachbarn vorher gekommen wäre, hätte ich es wohl angenommen«, ärgert sich Harry Hentschel darüber, dass »erst so viel Wirbel gemacht worden sei«, wobei er doch seit Monate mit der Stadt im Gespräch sei. »Unser Vertrauen in die Stadt und die Nachbarschaft ist weg«, macht der Rentner aus seiner Enttäuschung keinen Hehl.
»Herr Hentschel hätte doch auch das Gespräch mit uns suchen können«, unterstreicht Friedrich Peperkorn, dass die Nachbarschaft Am Hang/Grüner Weg im Umfeld des »herrlichen Naturdenkmals« überzeugt davon sind, dass der gesunde und schöne Baum stehen bleiben sollte. Peperkorn: »Sobald Experten sagen, dass auch nur die kleinste Gefahr von ihm ausgeht, muss er weg. Aber das ist doch nicht der Fall«. Deshalb habe er auch noch einen weiteren Bittgang zu seinem Nachbarn unternommen, ohne Zweifel dem »Herrn über diesen Baum« und wenigstens um Aufschub nachgesucht. »Wir Nachbarn haben auch angeboten, den ganzen Baum zu kaufen, mit dem Streifen Land, auf dem er steht«, hofft Peperkorn, dass sich noch eine Lösung findet.

Artikel vom 05.01.2006