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Gläserne Transparenz im Bad

Joan Sofron machte aus seinem Flachdach-Reihenhaus ein Kunstobjekt

Von Andrea Pistorius (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WV). Wie aus etwas ganz Alltäglichem etwas einmalig Besonderes werden kann, das zeigt Joan Sofron mit seinem Haus: Aus dem gelb verklinkerten Flachdachbungalow wurde ein Kunstobjekt zum Wohnen und Arbeiten.

Schlafen unterm Halogenlicht-Sternenhimmel, baden in einer gläsernen Wanne, kochen zwischen surrealen Dekoren auf den Küchenschranktüren und Briefe schreiben in einem Zimmer, an dessen Wänden sich silberne und schwarze Blockstreifen aneinanderreihen: Zwölf Monate hat der Künstler, der seit Jahren mit Auftraggebern aus Industrie und Handel zusammenarbeitet, benötigt, um sein Standardhaus nach persönlichen Vorstellungen umzubauen. Dabei hatte der 40-Jährige nicht nur sein eigenes Wohlbefinden im Sinn, sondern wollte auch künftigen Kunden ein eindrucksvolles Beispiel seiner kreativen Ideen präsentieren.
Kein Aufwand war Sofron bei diesem Projekt zu groß: Er ließ das Dach aufstemmen, um im Wohnzimmer Raumhöhe zu gewinnen, und an anderer Stelle ein Geschoss aufsetzen, um ein Maleratelier einzurichten; die gemauerte Wand zwischen Bad und Wohnraum wurde durch Glasscheiben ersetzt; auf Böden und Treppen liegt braunmarmorierter Granit aus Brasilien mit funkelnden Silbereinschlüssen und fast alle Türen sind aus Glas.
Damit allein wäre der Einfamilienbau noch kein typisches Sofron-Haus. Was die besondere Atmosphäre ausmacht, sind Kunstobjekte, die die Handschrift des Hausherren tragen und in vielfältigen Variationen immer wieder zu sehen sind. Der kreisrunde, tiefblaue Planetenhimmel zum Beispiel liegt als Teppich den Bewohnern zu Füßen und schwebt als Leuchtkörper über ihren Köpfen; ein stilisierter Frauenakt ziert in kräftigen Farben die Gardinenbahnen; das Sofron-Markenzeichen, der Porträtkopf, ist raffiniert hinterleuchtet auf Lampen in der Wand und halbiert als Skulptur auf Anrichten zu sehen.
Bis in die letzte Ecke wurde das Haus durchgestylt, Joan Sofron und seine Frau Dido quartierten sich für die Zeit des Umbaus in einer Wohnung in Borchen ein. Über die Kosten schweigt sich der Künstler aus, einige hunderttausend Euro, so deutet er lediglich an, will er investiert haben. Auffalend ist schon die neue Fassade des Hauses mit ihren Kunststoffplatten, auf die eine Folie mit blau-silbernem Raster aufgezogen wurde. Den Nachbarn, so verrät der Bauherr, gefalle das Sofron-Haus als Farbtupfer im schlichten Siedlungsbau-Einerlei richtig gut. Da habe es am »Elisenhof« keine Probleme gegeben.
»Ich verliebe mich immer mehr in mein Haus«, strahlt der kreative Querdenker beim Rundgang durch die Räume. Im Frühjahr will er unterm neuen Dach eine Malschule eröffnen.

Artikel vom 04.01.2006