04.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tochter mit Vertrag gezwungen

Missbrauch: Staatsanwalt will Mann dauerhaft unterbringen lassen

Von Ingo Schmitz
Marienmünster (WB). Das Martyrium der Kinder aus Marienmünster, die von ihrem Vater zum Teil seit mehreren Jahren missbraucht worden sein sollen, ist offenbar noch schlimmer, als zunächst angenommen. Dies ergibt sich aus den weiteren Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft vorgenommen hat.

Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hatte am 19. Dezember den 45-Jährigen festgenommen (wir berichteten am vergangenen Mittwoch exklusiv). Der Mann, der bei einer Computerfirma in Paderborn beschäftigt ist, steht im Verdacht, sich an mehreren seiner sieben Kinder vergangen zu haben. Nachdem der IT-Fachmann erfahren habe, dass er angezeigt worden sei, soll er damit gedroht haben, sich und die Familie umzubringen. Der passionierte Jäger und Besitzer von mehreren Schusswaffen wurde daher in seinem Haus in dem Ortsteil von Marienmünster überwältigt.
Staatsanwalt Karl Oppenkamp muss häufiger in Fällen mit sexuellem Missbrauch ermitteln. Dennoch zeigte er sich gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT schockiert: »Ich bin in dem Bereich viel gewohnt, der Fall aus Marienmünster übersteigt jedoch bei Weitem das gewöhnliche Maß bei den schlimmen Straftaten.«
Dass der 45-Jährige jetzt festgenommen werden konnte, ist der ältesten Tochter zu verdanken. Sie hatte einen Tag vor der Verhaftung die Anzeige erstattet. Die 25-Jährige gab gegenüber der Polizei in Aschaffenburg an, dass ihr Vater sie bereits im Alter von drei Jahren missbraucht habe. Der Missbrauch sei bis zu ihrem 14. Lebensjahr fortgesetzt worden. Im Alter von 18 Jahren habe sie ihren Vater um Geld gebeten - doch für dieses Geld habe sie ihm zu Willen sein müssen.
Der Staatsanwalt berichtete gestern zudem von einem Vertrag, der bei der Hausdurchsuchung gefunden wurde. Der 45-Jährige habe mit diesem Schreiben eine seiner jüngeren Töchter dreimal wöchentlich zu sexuellen Handlungen gezwungen.
Die bisherigen Erkenntnisse stammen zum größten Teil aus den Aussagen des Beschuldigten. Die Mutter, aber auch die Kinder -Êmit Ausnahme der ältesten Tochter -Êschweigen derzeit beharrlich. Karl Oppenkamp: »Die Familie ist nach der Festnahme wie betäubt. Außerdem steht die finanzielle Existenz der Frau und der Kinder auf dem Spiel.«
Der Staatsanwalt hat beantragt, dass der 45-Jährige von einem Sachverständigen untersucht wird. Oppenkamp geht davon aus, dass der gebürtige Dortmunder, der mit seiner Frau und den Kindern erst seit knapp zwei Jahren in Marienmünster wohnt, »auf Dauer untergebracht wird«.

Artikel vom 04.01.2006