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Fast wie ein Profi: Im
Allgäu zu neuen Zielen

Triathlet Heiko Lewanzik will Leistungslimit erreichen

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Steinhagen (WB). Beim Studium legt Heiko Lewanzik ein ähnliches Tempo vor wie in den Triathlonrennen: Weil der Steinhagener im Fach Sport das für sechs Semester angesetzte Pensum wohl schon diesen Winter im Kasten hat, will er im Training noch einmal zulegen. »Ich hoffe auf einen weiteren Sprung nach vorne«, hat sich der Bundesliga-Triathlet für die Wettkampfsaison 2006 zum Ziel gesetzt.

Weniger Wochenstunden an der Uni bedeuten für den 24-Jährigen im Sommersemester mehr Zeit für Schwimmen, Rad fahren und Laufen. Die will er intensiv nutzen, um bei seinem neuen Klub noch bessere Liga-Resultate zu erzielen als während seiner Premierensaison in der Eliteklasse. Zumindest sportlich wird der Westfale zum Allgäuer: Nachdem sein bisheriger Verein SuS Stadtlohn wegen Personalmangels die Bundesliga-Mannschaft zurückgezogen hat, unterschrieb der von vielen Klubs umworbene Dreikämpfer ausgerechnet beim TSV Obergünzburg, 620 Kilometer vom heimatlichen Steinhagen entfernt.
Ausschließlich die sportlichen Ziele gaben den Ausschlag für Lewanziks Wechsel aus Westfalen nach Südwestbayern. »Obergünzburg war 2001 und 2004 bereits deutscher Vizemeister und hat sich als Sechster der vergangenen Saison so gut verstärkt, dass wir einen Platz unter den besten fünf Mannschaften anpeilen können.« Deshalb entschied sich Lewanzik auch gegen das Angebot des Nachbarklubs TV Lemgo. Zu den meisten Athleten hat er zwar persönlich einen sehr guten Draht. Nachdem jedoch Leistungsträger Michael Raelert den TVL in Richtung Buschhütten verlassen hat, ist die sportliche Perspektive der Lipper nur noch mäßig.
Im Idealfall träumt Obergünzburg vom Vorstoß unter die ersten Drei. Durchaus nicht unrealistisch, wenn Lewanzik seine starken Leistungen der ersten Bundesligasaison weiter steigern kann. In vier von fünf Ligarennen platzierte er sich unter den besten 30 der Einzelwertung. In Schliersee, auf dem schwersten Kurs der Serie, verblüffte er die Experten sogar mit dem 19. Rang. »Ich hatte zu Saisonbeginn allenfalls mit dem einen oder anderen Platz unter den ersten 50 gerechnet«, war Lewanzik mit seiner persönlichen Ligabilanz absolut zufrieden.
Die einzige echte Enttäuschung erlebte er ausgerechnet bei den Deutschen Meisterschaften. Und auch beim Heimspiel im benachbarten Sassenberg verfehlte er sein Ziel: »Nach zwei Siegen hätte ich dort gerne zum dritten Mal in Serie gewonnen. Außerdem ging es ja diesmal um die NRW-Meistertitel, ich wollte nicht zum dritten Mal Zweiter werden.« Aber am Feldmarksee war der Lemgoer Clemens Coenen stärker, nachdem Lewanzik auf einem neuen Rennrad noch nicht die richtige Position gefunden hatte und auch beim Laufen seine Bestform nicht erreichte.
Den entgangenen Titelgewinn über die olympische Distanz nachzuholen, bei den »Deutschen« diesmal besser abzuschneiden - das sind weitere Ziele für 2006. Nachdem Heiko Lewanzik am zweiten Weihnachtstag in Obergünzburg Station gemacht hat, ist er nach dem Kennenlernen optimistisch, dass er mit seinem neuen Verein die richtige Wahl getroffen hat: »Die ersten Kontakte waren sehr positiv. Teamchef Harald Vogler scheint darauf zu achten, dass die Athleten auch menschlich gut in den Kader passen.« Für Februar ist ein erstes gemeinsames Wintertraining geplant, Mitte April folgt ein TSV-Trainingslager an der Adria, und während der heißen Wettkampfphase der Saison im Sommer hat Lewanzik Trainingsmöglichkeiten und Unterkunft im Allgäu. Erstmals also nahezu professionelle Bedingungen. Den Erwartungen, die sich daraus ergeben, stellt sich der 24-Jährige: »Wenn ich meine Leistungsgrenze dieses Jahr nicht erreiche - wann dann?«

Artikel vom 03.01.2006