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Heizkosten lassen Kunden frösteln

Um 30 bis 40 Prozent teurer: Das neue Jahr beschert gepfefferte Abrechnungen

Von Manfred Köhler
Verl (WB). So mancher Verler dürfte bei der nächsten Heizkostenabrechnung im neuen Jahr ein wenig blass werden. »Die Haushalte müssen sich in diesem Jahr auf gepfefferte Rechnungen einstellen«, kündigt Energieberater Martin Brandis an. »Die Kosten dürften so um 30 bis 40 Prozent steigen.«

Grund für den enormen Zuschlag seien die kontinuierlich gestiegenen Ölpreise im vergangenen Jahr. »Sie haben im Durchschnitt von 38 Cent im Juni 2004 auf 54,5 Cent im Vergleichsmonat 2005 zugelegt. das entspricht einem Plus von 43 Prozent. Im August und September ist der Ölpreis sogar auf die schwindelerregende Höhe von mehr als 68 Cent geklettert. Das hätte sich vor ein paar Jahren noch keiner träumen lassen«, blickt Brandis zurück. »Ich kann mich noch daran erinnern, dass es für die Bürger unvorstellbar war, dass Heizöl mal eine Mark kosten könnte.«
Während der Vermieter das teure Öl etwa im August eingekauft habe, bekomme der Mieter nun den Rekordpreis erst mit der Abrechnung im neuen Jahr zu spüren. »Da kann man nichts machen, nur zahlen und versuchen, künftig einzusparen«, erklärt Brandis, der infolge des Preisschocks mit einem erheblichen Beratungsbedarf rechnet: »Die Leute werden mit ihren Rechnungen zu mir kommen und sagen: Das kann doch nicht stimmen!«
Ein Ende der Entwicklung sieht Brandis nicht. »In den vergangenen drei Jahren ist der Preis für Heizöl um 40 Prozent gestiegen«, erklärt er und kann den Bürgern wenig Hoffnung auf ein Ende des Trends machen. Auch Gas mache diese Entwicklung mit. Zurzeit sei zwar der aktuelle Arbeitspreis noch günstiger als Öl, aber es kämen ja auch noch die Grundgebühren hinzu, betont Brandis und meint: »Ich würde keinem Brennstoff den Vorzug geben. Sie halten sich preislich die Waage.«
Doch was kann man tun, um der Preisspirale zu entkommen? »Wenig, aber das sollte man unbedingt machen«, meint Martin Brandis. Zunächst einmal rät er den Mietern, die Rechnung zu prüfen. »Die Fehler in Heizkostenabrechnungen werden zwar immer weniger, aber sie sind nicht ausgeschlossen«, weiß Brandis. Er rät auch, schon vorher tätig zu werden: »Jeder Mieter sollte die Heizwerte selber kontrollieren, um vergleichen zu können.« Den Heizstand solle man auch beim Einzug in eine neue Wohnung auf jeden Fall notieren.
Kosten sparen könne der Mieter durch sinnvolles Heizen und Lüften »Nur in den Räumen die Heizung aufdrehen, die man wirklich nutzt«, empfiehlt Brandis. Wer tagsüber vaus dem haus sei, abends eine warme Wohnung haben aber nicht den ganzen Tag heizen möchte, sollte sich programmierbare Heizventile zulegen. Und beim Lüften gelte: Kurz und intensiv und die Heizung solange ausschalten. »Bloß nicht das Fenster auf Kipp stellen und dann weggehen«, warnt Brandis. »Dann muss man sich über hohe Heizkosten nicht wundern.«
Auch Vermieter klopfen bei Energieberater Martin Brandis immer häufiger an. »Sie können zwar die Kosten auf ihre Mieter umlegen, sind aber immer stärker an neuen Heizanlagen und Wärmedämmungen interessiert. Und mit diese Kosten können die Vermieter zum Teil oder ganz den Mieter belasten.« Sicher sei: Hohe Heizkosten würden grundsätzlich auch für Vermieter immer problematischer. Brandis: »Denn wer zieht schon gerne in solch eine Wohnung?« Und der staatliche Druck auf Hauseigentümer wächst auch: Ab dieses Jahr, spätestens aber ab 2007, sollen Vermieter verpflichtet werden, künftigen Mietern einen Energiepass vorzulegen. Brandis: »Häuser mit hohem Wärmeverlust werden schwer vermietbar.«

Artikel vom 04.01.2006