06.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Witz, der aus
der Stille kommt

Workshop komödiantische  Körpersprache

Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Foto)
Bünde/Herford (BZ). »Das Komische ist das Tragische, das einem anderen widerfährt«, sagt Avner Eisenberg mit einem verschmitzten Lächeln. Der vielfach preisgekrönte Komödiant, gab jetzt auf Einladung der Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater einen Clown-Workshop in der »manufactur«.

Die 13 Teilnehmer des zweitägigen Seminars - einige davon haben bereits Erfahrung als Klinik-Clowns -, lauschten aufmerksam den Erläuterungen Eisenbergs, der sie anschaulich in die Geheimnisse der Komik einführte. »Das Paradoxe be-steht darin, dass der Clown die Leute zum Lachen bringen muss, aber nicht versuchen darf, es zu tun«, erklärte ihnen der Träger des Spezialpreises der Jury des Zirkusfestivals von Monte Carlo. Was soviel bedeutet wie: Er darf es nicht darauf anlegen, komisch zu sein. »Er ist auf der Bühne, um ein Problem zu lösen. Er ist ernst dabei, das Lachen ist die Aufgabe des Publikums.« In der Heimat des Clowns, dem Zirkus, sei er derjenige, mit dem sich die Menschen identifizieren könnten. Mit seiner roten Nase, die den Clown nach alter Tradition als Betrunkenen charakterisiere, könne er ruhig, ehrlich und mutig sein.
Wichtig für die Arbeit eines Clowns seien auch die richtige Balance, die Atmung und Gestik. Jetzt ging es Eisenberg vor allem darum, den Humor der zwischenmenschlichen Beziehungen zu erklären, der eng damit zusammen hängt, welchen Status man sich und dem anderen beimisst. Anhand einer vorgegebenen Szene mussten die Teilnehmer, allein mit ihrer Körpersprache, diese Spannung nachempfinden.
Der Dozent selbst studierte zunächst in Washington Schauspiel und ging dann nach Paris, um bei Jacques LeCoq Pantomime zu studieren. Er ist mit seiner Ein- Mann-Clown-Show, die auch Elemente der Jonglage und Zauberei beinhaltet, viel in Europa zu sehen. Seinen Lebensmittelpunkt hat er jedoch in Maine/USA.
Vielen Besuchern seiner Show ist er aus einem anderen Metier bekannt: Avner Eisenberg spielte nämlich vor 20 Jahren an der Seite von Michael Douglas und Kathleen Turner in dem Kino-Hit »Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil« den komischen Heiligen. Den Clown stört es nicht, darauf auch heute noch angesprochen zu werden. »Es war eine wundervolle Erfahrung, den Film zu drehen«, sagt er. Die möchte er nicht missen.
Ausflüge in die Film- und Fernseh-Welt stehen in seiner Karriere, die ihn an den Broadway und zum Edinburgh Festival ebenso wie zur Leipziger Lachmesse (1. Preis 1999) und zum Tollwood-Festival München führte, aber nicht im Mittelpunkt.
Der feine Witz, die hohe Kunst, den Körper und das Schweigen sprechen zu lassen, sind sein Metier. »Spürt die Kraft der Stille. Der Körper allein erzählt die Story«, gab er seinen Clown-Schülern mit auf den Weg.

Artikel vom 06.01.2006