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Abschied vom »Pleasuredome«

Oppenweher Diskothek öffnet am Samstag zum letzten Mal ihre Türen

Oppenwehe (kne). In wenigen Tagen ist Schluss: Die Oppenweher Diskothek »Pleasuredome« hat am Samstagt, 7. Januar, zum definitiv letzten Mal geöffnet.

Obwohl Inhaberin Dörte Tielbürger die Schließung schwer fällt, glaubt sie, die einzig richtige Entscheidung getroffen zu haben. »In den letzten fünf Jahren sind einfach viele Dinge zusammen gekommen«, erklärt sie, wirtschaftliche und private Gründe hätten sie zu diesem Schritt bewogen. Die Stammgäste, für die der »Dome« in der Vergangenheit jeden Dienstag, Freitag und Samstag zum zweiten Zuhause wurde, blieben in den letzten Jahren aus. Daran konnte auch die Renovierung der Räume im Jahr 1999 nichts ändern. Ein zweiter Diskoraum wurde damals ausgebaut, zudem wurde das Obergeschoss umgebaut und die Disko so um ein Billardzimmer, eine Cocktailbar und einen Kickerraum erweitert.
»Wir haben scheinbar die neue Generation zu wenig angesprochen und auch nicht genug Werbung gemacht«, vermutet Dörte Tielbürger. Das Potenzial für neue Stammgäste sei durchaus da, aber das Konsumverhalten des heutigen Publikums habe sich verändert, glaubt sie. Das Taschengeld fließe nicht mehr in Disko- und Kinobesuche, sondern eher in die Anschaffung von Computer oder Handy. Und die Euro-Umstellung habe das Übrige getan.
Wenn Jugendliche heute eine Disko besuchten, dann würden sie auch längere Wege zur Konkurrenz in der Umgebung in Kauf nehmen, erzählt Dörte Tielbürger. Dort fänden sie andere Musik und andere Konzepte. Das Musikprogramm des Pleasuredome war seit jeher von alternativer Musik bestimmt, die man sonst so in keiner anderen Diskothek finden konnte. Die Besucher strömten damals regelmäßig von weit her in den »Dome«, um bei unkonventioneller Musik Gleichgesinnte zu treffen, die mit den herkömmlichen Diskos nichts anfangen konnten.
»Vor 18 Jahren war das Musikprogramm noch breiter gefächert. Heute spielen wir zwar auch Mainstream, aber insgesamt ist das Angebot nicht vielfältig genug,« meint Dörte Tielbürger.
Dem Trend der Billigveranstaltungen, wie zum Beispiel so genannte »Karaffenpartys«, mit denen Diskos in der Umgebung viel Publikum anlocken, hat sich die Inhaberin verweigert. Nur mit Blick auf den Umsatz mitzuziehen, hätte einfach nicht zum Pleasuredome gepasst. Der »Dome« war schon immer anders als die üblichen Diskotempel: Hier gibt es noch ruhige Ecken und Nischen, hier findet man Rückzugsmöglichkeiten, wenn man sich unterhalten oder gemütlich einen Kaffee trinken möchte. Bemerkenswert sei auch die Friedlichkeit des Publikums, so dass kaum Sicherheitspersonal benötigt worden sei.
Begonnen hatte die »Ära« Pleasuredome 1987, als Ulf Tielbürger die damalige Diskothek »Kolosseum« übernahm und daraus den Pleasuredome machte. Im August 2002 übergab er den »Dome« seiner Frau Dörte, die in ihrer Jugend selbst viel Zeit hier verbrachte. Verständlich, dass ihr alles fehlen wird, hat der Pleasuredome sie doch einen großen Teil ihres Lebens begleitet. »Hier steckt einfach eine Menge Herzblut drin«.
Eine Atmosphäre wie der »Dome« sie geboten hat, wird man in der Umgebung wohl suchen müssen. Der Treffpunkt wird den Jugendlichen und jung Gebliebenen der Region fehlen. An den Weihnachtsfeiertagen wurde der »Dome« traditionell noch einmal zum Ort des Wiedersehens. Der Weihnachtsbesuch bei den Eltern wurde mit einem Besuch im Pleasuredome verbunden. Massen strömten in den »Dome«, um hier alte Bekannte wiederzutreffen. Dass die »Institution« der Jugendzeit schließt, sorgte natürlich für Wehmut bei den Gästen. Der eine oder andere nostalgische Gedanke an die dort verbrachten Stunden kam den alten »Domegängern« sicher nochmals in den Sinn.
Das Ehepaar Tielbürger hofft, dass sich bald ein neuer Pächter finden wird, der die Räume unter anderem Namen, aber in alter »Dome«-Tradition weiterführt. »Das Konzept muss überdacht werden, es muss Kontinuität her - all das, was wir in letzter Zeit nicht mehr geboten haben«, betont Dörte Tielbürger.
Sie legt viel Wert darauf, dass die Disko im ursprünglichen Sinne weitergeführt wird. Ulf und Dörte Tielbürger werden ein Mitbestimmungsrecht haben, wenn es um den neuen Pächter und neue Konzepte geht: »Die Chemie muss einfach stimmen«. Der Pleasuredome gehört unter diesem Namen jedoch endgültig der Vergangenheit an.
Geöffnet ist der Pleasuredome noch am 3., 6. und 7. Januar ab 21 Uhr.

Artikel vom 03.01.2006