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Ndapanda geht nur mit Schal ins Bett

Schülerin aus Namibia gefällt es in Bokel trotz winterlichen Kälte - Gegenbesuch im Sommer

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle-Bokel (WB). In die Federn geht Ndapanda in Bokel nur mit Schal. Und an der Nordsee hat die 16-Jährige neulich nachts im Bett sogar Handschuhe angezogen. So kalt hat sich die Austauschschülerin aus Namibia Deutschland eigentlich nicht vorgestellt.

Trotz des warmherzigen Empfangs bei Familie Heider friert Ndapanda Hamumokola. Und ihre Gastgeberin, Lynn Heider, schaut schon ein wenig furchtsam auf den Sommer. Dann wird sie nämlich einen Gegenbesuch bei Ndapanda abstatten: zwei Monate in Namibias Hauptstadt Windhuk.
Weil die 15-jährige Realschülerin das Land mit der deutschen Kolonialvergangenheit so faszinierend findet, hat ihre Mutter, Inge Heider, im Internet gestöbert und sich beim Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) um einen Austausch bemüht. Seit Mitte November ist Ndapanda in Halle. Mitte Januar fliegt sie wieder in den afrikanischen Süden - ein bisschen zu früh, findet die Schülerin. Denn bekanntlich hat sich die Boygroup »Tokio Hotel« in Bielefeld angesagt, ihre Lieblingsband und neben dem »Alm-Öhi« aus »Heidi« ihr großer Schwarm.
Zu Hause, in der 300 000-Einwohner-Stadt Windhuk, hört die Schülerin des katholischen St. Pauls College mit ihren Freundinnen Rock und Hip Hop. Heiße Musik bei 35 bis 40 Grad im Sommer - eine Temperatur, bei der sie es sich auch gern unter einer Decke gemütlich macht.
Ndapanda ist nicht das erste Mal im Ausland. Die Tochter der stellvertretenden Direktorin im namibischen Finanzministerium war sogar schon einmal in den USA, hat Florida und Mississippi kennen gelernt. Besser gefällt es ihr in Deutschland - trotz der Kälte. Und obwohl sie auch mit der deutschen Küche nicht ganz auf du und du steht. »Wir essen zweimal am Tag Fleisch«, berichtet sie. »Und morgens schon Würstchen«, ergänzt Inge Heider, die festgestellt hat, dass das Mädchen aus dem ehemaligen Südwestafrika kaum etwas Grünes mag. Ob es daher kommt, dass sie auch keinen Wald kennt?
Sprachlich kommt Ndapanda dagegen schon gut klar. Ihre Muttersprache ist Oshiwambo, Englisch ist in Namibia heutzutage Amtssprache. Deutsch ist ihre zweite Fremdsprache - und sie ist auf dem besten Weg zu ihrem Ziel: Sie will einmal Journalismus studieren - vielleicht in Deutschland.

Artikel vom 04.01.2006