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Das Leben ist
auch mal lustig

Stilblüten aus dem Gericht

Von Wolfgang Clemm
Bad Oeynhausen / Herford (WB). Wer sich Gerichtsshows im Fernsehprogramm anschaut, hat es nicht besser verdient. Die Dialoge in den wirklichen Prozessen sind meistens besser als die TV-Drehbücher. Mindestens zweimal pro Jahr veröffentlicht unser Berichterstatter aus dem Herforder Amtsgericht die Bonmots, die nicht in seinen Artikeln untergebracht werden können. Hier die neueste Ernte.
Stets für eine trockene Pointe gut: der Direktor des Herforder Gerichtes: Bernd Kahre aus Oeynhausen.Foto: WB-Archiv

l Richter Dieter Bollhorst zu einem 20-jährigen albanischen Angeklagten: »Wenn wir Ihnen das alles, was Sie uns erzählen, nicht glauben, dürfen Sie uns aber auch nicht böse sein!«
l In einem öffentlichen Saunabad hatte ein 48-Jähriger mehrere unbekleidete Gäste sehr intim berührt. Dazu Staatsanwältin Alexandra Löw: »Nachdem der erste Kontaktversuch schon in die Hose gegangen war, hätten Sie sofort aufhören müssen!
l Direktor Bernd Kahre zum Angeklagten: »Warum haben Sie Ihre Berufsausbildung abgebrochen?« »Weil ich dort einen Zwölfstundentag hatte.« »Den haben wir hier auch!«
l Angeklagter zu den Teilen, die die Polizei unter seinem Bett gefunden hatte: »Ich sauge dort nur drei bis vier Mal pro Jahr Staub.« Kahre: »Genügt auch völlig.«
l Ein russlanddeutscher Angeklagter: »Da wo ich herkomme, werden schon in der Schule Kalaschnikows zerlegt und zusammengebaut.«
l Eine angeklagte Dauer-Betrügerin: »Meinem Bewährungshelfer habe ich erst Bescheid gesagt, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war.« Bernd Kahre: »Danach haben Sie aber noch eine Reihe weiterer Kinder in den Brunnen geworfen.«
l Zeuge: »Ich glaube ja noch an das Gute im Menschen.« Kahre: »Dieser Glaube hat mich seit geraumer Zeit verlassen.«
l Ein Zeuge legt ein Schreiben vor. »Hier ist mein Testament (Attest) vom Krankenhaus.«
l Angeklagter, als der Richter die Vorstrafen verlesen möchte: »Sie können mir nicht all die alten Sachen wieder aufs Brot schmieren.« Verteidiger Uwe Geimke packt ihn am Arm: »Ruhig. Er kann!«
l Kahre zu einem Russen mit abgelehntem Asylantrag: »Bis wann reicht Ihre Duldung?« »Bis zum 31. Dezember 2005.« Kahre: »In Ihrem Ausweis steht als Datum 9. November 2005 und der ist schon vorbei. Nicht, dass Sie noch den Abflug verpassen.«
l Verteidiger Jochen Meyer zu Bexten: »Die Aussagen zeigen das Bemühen meines Mandanten, in dieses Licht kein weiteres Dunkel zu bringen.«
l Schülerinnen durften nach der Verhandlung noch Fragen stellen. Eine einzige kam: »Wie lange machen Sie das schon?« Direktor Bernd Kahre: »Muss ich mir bei dieser Frage jetzt etwas denken? Abnutzungserscheinungen?«
l Richter X.: »Im Vergleich zu den Zeugen, die wir heute gehört haben, ist das Toastbrotregal im Marktkauf ein Hort der Intelligenz.«
l Staatsanwalt Marco Wibbe: »Ich halte dieses Strafmaß für notwendig und angegessen, äh, angemessen.«
l Ein Angeklagter war mit gut zwei Promille von Herford nach Gütersloh gefahren. »Unterwegs trank ich noch eine Dose Bier zur Aufhellung.«

Artikel vom 02.01.2006