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Neujahrsgrüße aus Exter
erreichen die Welt per Funk

Klaus und Brigitte Wöhler betreiben Sendestation auf der Steinegge

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Vlotho-Exter (VZ). Natürlich gibt es Festnetz-Telefonie, Handys, Voice over IP oder E-Mails. Das Ehepaar Wöhler aus Exter verschickt seine Neujahrs-Grüße am liebsten ganz altmodisch per Funk. Im Keller ihres Wohnhauses auf der Steinegge haben Brigitte und Klaus Wöhler ihre Sende- und Empfangsstation eingerichtet. Über den 22,50 Meter hohen Masten im Garten gelangen die Grüße in alle Welt.

»Ich bin ein Dinosaurier«, sagt Klaus Wöhler und gibt zu, in unserer immer enger zusammenrückenden Welt einem allmählich aussterbenden Hobby nachzugehen. Nein, ganz verschwinden werde der Amateurfunk so schnell noch nicht. »Es wird der einzige Weg bleiben, Verbindungen mit den einsamen Ecken dieser Erde zu bekommen«, erklärt der 47-jährige Mitarbeiter der Herforder Kreisverwaltung.
Klaus Wöhler berichtet von Gleichgesinnten im Süd-Pazifik und im Busch von Afrika und von einem Bekannten aus Bad Salzuflen, der mit einem Segelboot auf fernen Meeren unterwegs war: Die kleine Funkstation an Bord sei die einzige Brücke zur Heimat gewesen. Oder der Tsunami vor einem Jahr: Nach dem Zusammenbruch der Infrastruktur hätten Amateurfunker in den Katastrophen-Regionen dazu beigetragen, Rettungsaktionen zu koordinieren.
Klaus und Brigitte Wöhler (Rufzeichen DF9XV und DL4OBD) sind seit drei Jahrzehnten voller Begeisterung dabei, über den Äther sind sie schon auf die Südseeinsel Tuvalu oder ins 18 000 Kilometer entfernte Neu-Kalledonien gelangt. Auch mit Forschungsstationen am Südpol und mit dem inzwischen verstorbenen König Hussein von Jordanien haben sie persönlich gesprochen. »Was noch fehlt, ist Nordkorea«, sagt Klaus Wöhler. Die Chancen, von dort eine Antwortkarte zu erhalten, sind jedoch mehr als schlecht: Offiziell sei nämlich der Amateurfunk in diesem kommunistischen Land verboten - und das, obwohl Gespräche über Politik generell tabu sind.
Funker sind irgendwie auch Sportler: Einmal im Jahr nimmt das Ehepaar Wöhler an dem Wettbewerb »CQ worldwide« teil: Ziel ist es, in einer festgelegten Zeit möglichst viele andere Stationen zu erreichen. Ihren größten Erfolg hatten die Exteraner 1988, als sie in einer Gruppe von 20 Funkamateuren Europameister wurden.
»Amateurfunk schafft viele persönliche Freundschaften«, berichtet Klaus Wöhler und erzählt von dem Australier Paul Hoffmann, der vor einigen Jahren unangemeldet vor der Haustür stand. Auf der Fahrt nach Bad Oeynhausen war dem Touristen der große Sendemast aufgefallen. Man klönte einige Zeit im Garten, sprach über das gemeinsame Hobby und verabredete sich zu regelmäßigen Funkkontakten. »Natürlich werde ich versuchen, auch ihn an diesem Wochenende zu erreichen«, sagt Klaus Wöhler.
Wann immer er zu Silvester und Neujahr Zeit hat, wird er sich an die Funkstation setzen, sein Signal hinaus in die Welt senden und auf Antwort aus den Weiten des Äthers warten: »CQDX CQDX, here is DF9XV, Delta-Foxtrott 9 X-Ray Victor, please come.«

Artikel vom 31.12.2005