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»Silvester-Cross«: Sperling fliegt davon

Trotz Sauwetters: 22. Auflage lockte mehr als 1000 Teilnehmer auf den Kamphof

Von Uwe Caspar
und Marco Purkhart (Fotos)
Gütersloh (WB). Bei der 22. Auflage des Gütersloher Sivesterlaufes sind viele Starter im wahrsten Sinne des Wortes ins neue Jahr gerutscht: Plötzlich einsetzendes Tauwetter plus Nieselregen verwandelten die zuvor noch schneebedeckten Wege an der Dalke und im Rhedaer Forst teilweise in morastig-matschige Passagen. »So schlimm war es in all den Jahren noch nie«, resümierte Post SV-Funktionär Horst Eppert.

»Eigentlich hätte das Rennen als Crosslauf ausgeschrieben werden müssen«, scherzte der auch im Kreis Gütersloh bekannte Moderator Stefan Schwenke, der diesmal selbst in die Joggingschuhe geschlüpft war und den »Fünfer« als 12. beendete. Doch trotz manch unfreiwilliger Rutschpartie brauchten die Sanitäter kaum einzugreifen. »Es haben sich zwar einige auf die Nase gelegt, aber fast alle Stürze sind glimpflich ausgegangen«, berichtete ein erleichterter Eppert.
Der jähe Wetterumschwung schreckte etliche Teilnehmer noch im letzten Moment ab (rund 300 weniger als im Vorjahr) - trotzdem durfte der Ausrichter erneut eine stattliche Läufermeute begrüßen, die sich am letzten Tag des Jahres an der Kultstätte Kamphof tummelte: Mehr als 1100 erwartungsfroh gestimmte Silvester-Sauser hatten sich dort versammelt, wobei der 10 km-Klassiker mit knapp 900 Aktiven einmal mehr den größten Zuspruch fand.
Und hier trumpfte der Lokalmatador auf: Der für den TV Wattenscheid flitzende Gütersloher Christian Sperling (immer noch Post SV-Mitglied) flog auf den letzten zwei Kilometern dem höher eingeschätzten Elias Sansar leichtfüßig davon. »Das ist auch für mich eine Überraschung«, freute sich der Kölner Student mit dem Spezialgebiet Sportwissenschaften über seinen zweiten Triumph hintereinander. Sansar, der Dauer-Sieger des Wiedenbrücker Christkindllaufes, und Sperling hatten sich nach ungefähr drei Kilometern vom Triathlon-Ass Michael Raelent und dem Marienfelder Tobias Jazbec abgesetzt.
Beim darauffolgenden Zweikampf ließ sich Christian auch vom Tempowechsel des Bielefelders nicht irritieren - Sansars ständige Rhythmusänderungen empfand der spätere Champion als »etwas komisch«. Doch als in der Schlussphase Sperling seinerseits kräftig Gas gab, blieb der Konter des (müden?) Konkurrenten aus. »Da ich gerne Cross laufe, kamem mir die Bodenverhältnisse sehr entgegen. Die Zeit spielte heute für mich keine Rolle«, resümierte ein hochzufriedener Sperling. Der Wahl-Wattenscheider will sich im neuen Jahr mehr auf die 1500 m-Distanz konzentrieren. Die Hallensaison fällt für den Blondschopf flach - erster Höhepunkt soll die Cross-DM im März sein.
Noch unter 34 Minuten blieb Tobias Jazbeck, der Platz vier belegte. »Immerhin konnte ich mit Jörn Strothmann, Maik Twelsik und Alexander Micheel drei ganz starke Rivalen hinter mir lassen. Als Leichtgewicht mit kleinen Schritten hatte ich keine Probleme auf diesem Untergrund«, strahlte der angehende Regierungsinspektor, der sich während seiner Ausbildungszeit beim ASV Duisburg fit hält. Jazbec wird auch beim Duisburger Marathon im April an den Start gehen.
Als erste Frau über die 10 km kehrte vorgestern Ilona Pfeiffer (Tri Team Dissen) aus dem Rhedaer Forst zurück. »Weil ich die Active-Winterlaufserie unbedingt gewinnen wollte, musste ich volle Pulle rennen«, sagte die Doppel-Siegerin. Gisela Steinbeck (DJK Gütersloh) zeigte sich auch mit Platz vier sehr zufrieden. »Ich habe in der vergangenen Saison alles erreicht, was ich erreichen wollte«, ließ es die Lady aus Sende locker angehen. Auch Gisela klagte nicht ob der erschwerten Bedingungen: »Ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt.«
Jürgen Scherg - der Warendorfer Pferde-Wirtschaftsmeister ist in der Dalkestadt längst kein Unbekannter mehr - entschied sich ausnahmsweise für den 5 km-Wettbewerb (»Ich bin erkältet«) und musste unfreiwillig einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. »Plötzlich stand ich vor einer Haustür«, hatte er sich von einer privaten Streuspur fehlleiten lassen. Trotzdem kam Scherg noch als Dritter und unter 17 Minuten auf dem unter Wasser stehenden Kamphof-Sportplatz an.
Den erreichte ebenso eine starke Delegation der LG Emsaue, die sich erstmals für Gütersloh und gegen das zeitgleiche Event in Münster entschieden hatte. Der Grund für den Gesinnungswandel der LGE-Gäste: Die immer höheren Startgelder in der Domstadt. Das vernahm Streckensprecher Thomas Beckmann natürlich nur allzu gern. »Wir sind der preisgünstigste Silvesterlauf weit und breit«, sah sich der Post SV-Abteilungsboss bestätigt.
(Ergebnisse auf Sportseite 2).

Artikel vom 02.01.2006