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Lohnkutscher eröffnet Gastwirtschaft

Das Jahr 2006: ein kleiner Streifzug durch mögliche Jubiläen der Vlothoer Stadtgeschichte

Von Hartmut Horstmann
Vlotho (VZ). Das Jahr 2005 wurde in Vlotho von einem besonderen Jubiläum dominiert: die 950-Jahr-Feier Valdorfs. Ähnlich Hochkarätiges ist für 2006 nicht in Sicht.

Um das neue Jahr auf seine Jubiläen-Tauglichkeit hin zu prüfen, blätterte die VLOTHOER ZEITUNG in Karl Grossmanns »Geschichte der Stadt Vlotho«. Ein ganz großes Jubiläum wurde auf den den ersten Blick nicht entdeckt - wobei allerdings kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden soll.
Grund zum Feiern haben in 2006 die Besitzer eines Hauses, dessen hervorragendster Zweck das Feiern ist. Es geht um die Gaststätte »Alt-Heidelberg«, deren Anfänge 150 Jahre zurückliegen. Gossmann schreibt: »Für eins der ältesten Häuser von Vlotho, heute »Alt-Heidelberg« benannt, erhielt 1856 der damalige Lohnkutscher Sonntag die Genehmigung, eine Gastwirtschaft zu betreiben.« Eine Zeitlang habe sie den Namen Kaisersaal geführt, denn hinter dem Gasthofe sei ein großer Saalbau errichtet worden. Bis zu seinem Abriss im Jahr 1922 wurden dort auch politische Versammlungen abgehalten.
Einen runden Handwerker-Geburtstag bringt der 1. April 1906 mit sich. Denn vor 100 Jahren waren die Bäcker und Konditoren die ersten, die im Amt Vlotho eine Innung gründeten. Sechs Jahre später folgte die Schneider-Innung, zu weiteren Gründungen kam es erst nach dem Ersten Weltkrieg.
Ein Jubiläum der unangenehmen Art beinhaltet das Jahr 1931. Grossmann, der im gleichen Atemzuge das schwere Fährunglück bei Veltheim (1928) erwähnt: »Unvergessen ist auch die Unwetterkatastrophe am 7./8. Mai 1931, bei der der Forellenbach über die Ufer trat und einen Millionenschaden anrichtete.«
Das Ganze geschah vor 75 Jahren, und Vlothos Ehrenbürgerin Annemarie von Lengerke war damals ein junges Mädchen. Zwar hielt sich die heute 90-Jährige zum Zeitpunkt der Überschwemmung nicht in Vlotho auf, doch kann sie sich noch gut an die Erzählungen über das Unglück erinnern. »Es muss sehr schlimm gewesen sein«, sagt sie. Auch in ihrem Elternhaus sei darüber natürlich gesprochen worden: »Besonders betroffen war der Bereich bei Finkhäuser.«
Auch ein anderes Jubiläum geht zurück aufs Jahr 1931. Am 22. März wurde die neue Jugendherberge (mittlerweile geschlossen) eingeweiht. Zuvor hatten die Gäste der Stadt mit einer provisorischen Lösung auf dem Dachboden der späteren Realschule vorlieb nehmen müssen. Später folgte die Verlegung in den Gasthof Felsenkeller, bis der Neubau der Herberge an der Reihe war. Die Stadt Vlotho stellte den Bauplatz zur Verfügung.
Dies sind nur vier der runden Geburtstage, die die Vlothoer Historie in 2006 aufzuweisen hat. Auf Grund der geschichtlichen Reichhaltigkeit der Stadt warten weitere Jubiläen auf ihre Entdeckung. Fündig werden mit Sicherheit die Vereins-Chronisten, da es nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 zu zahlreichen Neugründungen von Vereinen in Vlotho und Umgebung kam.

Artikel vom 02.01.2006