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»Schwein« gehabt

Bio-Landwirt Aloys Peters züchtet seltene Rasse

Von Judith Frerick
Marienfeld (WB). Bio-Bauer Aloys Peters hat großes Glück, viel »Schwein« zu haben. Viel? Nein, das ist eigentlich übertrieben. Denn der Marienfelder legt bei seinen seltenen »Bunten Bentheimern« Wert auf Qualität statt Quantität. Gerade mal acht Sauen, Eber Fridolin und derzeit 18 Ferkel fühlen sich im Stall und im Außenbereich des Bioland-Hofs Niehörster einfach »sauwohl«.

Obwohl es nur so wenige »Swatbunte« sind, hat Aloys Peters trotzdem Glück mit seinen noch vor kurzem vom Aussterben bedrohten »Bentheimern«: Die alte Landrasse ist fruchtbar, genügsam, robust, Stress resistent und anspruchslos. »Und das Fleisch schmeckt einfach köstlich. Das ist absolute Qualität«, gerät der Bio-Landwirt ins Schwärmen, wenn er an Zuchteber Fridolin und seine Sauen der A-Linie denkt.
Wann ist der Marienfelder auf das Schwein mit den Schlappohren gekommen? »Das war 2001. Durch Recherche bin ich auf diese vom Aussterben bedrohte Haustierrasse gestoßen. Seinerzeit gab es in Deutschland gerade mal 57 Sauen und sechs eingetragene Eber der Bunten Bentheimer. Aus Dorsten habe ich drei Sauen und einen Eber gekauft und vom Tierpark Nordhorn fünf Sauen und ein Eberferkel. Seitdem habe ich ein geschlossenes System. Das heißt: Von außerhalb kommt nichts rein. Zur Blutauffrischung werde ich 2006 oder 2007 aber noch einmal Ferkel hinzukaufen«, erinnert sich der Landwirt an die Anfänge und denkt an die Zukunft.
So wie Aloys Peters denken ganz offensichtlich einige Bio-Landwirte in Deutschland. Denn: Der Bestand hat sich mittlerweile extrem gut erholt: Im Herdbuch eingetragen sind mittlerweile 184 Sauen und 41 Eber. »Das ist schon ein großer Erfolg, aber das Fleisch spricht eben wieder für sich«, ist Peters von seiner Philosophie überzeugt. Die Deutschen dachten aber nicht immer so. Mit dem Aufkommen des Wirtschaftswunders änderten sich auch die Verbrauchsgewohnheiten. Fettarmes Fleisch war gefragt, das die Bunten Bentheimer auf Grund des »ungünstigen« Fett-Fleisch-Verhältnisses nicht liefern konnten. »Heute legen viele Bürger aber wieder mehr Wert auf den guten Geschmack und extrem zartes, wohlschmeckendes und festes Fleisch. Und aus diesem Grund sind auch die alten Schweinerassen wieder im Kommen«, beweist Aloys Peters mit seiner Zucht ein glückliches Händchen.
Und weil das Fleisch so köstlich schmeckt, wie es eben nun einmal schmeckt, vermarktet der Bio-Bauer das Fleisch auch selbst. Darüber hinaus bekommen andere Biohöfe in Emden und im Sauerland sowie der Hof der Behinderten-Werkstatt in Freckenhorst zur Zucht die robusten Ferkel von dem alt eingessenen Hof Niehörster, der im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Ganz aufgeregt sind die Kinder von Dagmar und Aloys Peters: Jakob (7), Johanna (9) und Luisa-Charlotte (17). Denn kurz nach Silvester wird neuer Nachwuchs im Bentheimer-Stall erwartet. »Und die Kleinen sind so süß«, sind sich Jakob und Johanna einig, mit den »Swatbunten« auch 2006 wieder viel »Schwein« zu haben.

Artikel vom 31.12.2005