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Verjüngungskur für Gottesdienst

Kirchengemeinde Gohfeld will mit neuem Konzept junge Menschen ansprechen

Von Per Lütje (Text und Foto)
Löhne-Gohfeld (LZ). Gottesdienst war gestern, »GO special« ist morgen. Hinter diesem Titel verbirgt sich ein unkonventioneller Abendgottesdienst des Pfarrbezirkes Haupensiek, mit dem die Kirchengemeinde Gohfeld ab dem neuen Jahr auch verstärkt junge Menschen und Familien für Kirche begeistern möchte.

»Ich hatte so etwas schon lange im Hinterkopf, dass Kirche etwas tun muss, um moderner zu werden«, sagt Pfarrer Reinhard Meyer zu Siederdissen im Gespräch mit der LÖHNER ZEITUNG. Konkret wurden diese Absichten dann im Herbst vergangenen Jahres im Zuge der anstehenden Änderungen in der Gemeinde. So teilen sich Meyer zu Siederdissen und Pfarrer Christoph Ruffer nach dem Weggang von Pastor Teofil Nemetschek nach Vlotho zu zweit drei Pfarrstellen.
Einen Gottesdienst der etwas anderen Art zu gestalten, nahm anschließend ein Dutzend Gemeindemitglieder selbst in die Hand. Eine davon ist Kerstin Marx. »Wir wollen natürlich nicht alle Traditionen über Bord werfen, sondern auch die Besucher des konventionellen Gottesdienstes ansprechen«, betont sie. Im Mittelpunkt stehe weiterhin der Glaube und Jesus Christus«, ergänzt Andreas Ehlebracht. »Wir wollen aber, dass die Gottesdienstbesucher stärker in das Geschehen eingebunden werden und auch eine Mischung aus modernen und klassischen Liedern einführen.«
Auch auf Reinhard Meyer zu Siederdissen warten in »GO special« - GO steht als Abkürzung für Gott, Gottesdienst und Gohfeld - neue Herausforderungen. »Ich bin als Pastor nicht mehr Alleinunterhalter, der von der Kanzel predigt. Das neue Konzept macht den Gottesdienst viel lebendiger«, sagt der Geistliche. Zwar gilt Meyer zu Siederdissen ohnehin schon als aufgeschlossener und moderner Pfarrer, doch sollen die Predigten für »GO special« verstärkt den Alltag zum Inhalt haben, in der sich auch junge Menschen mit ihren Sorgen und Nöten wiederfinden.
Das Vorbereitungsteam ist dankbar, mit ihm einen Pfarrer zu haben, der den neuen Weg zu 100 Prozent mitträgt. »Er unterstützt uns sehr«, sagt Ehlebracht. Und auch das Presbyterium hat sich vom Konzept der engagierten Gemeindemitglieder überzeugen lassen und grünes Licht gegeben. »Wir sind selbst gespannt, ob es funktioniert. Aber wir sind guter Hoffnung.«Wichtig ist Reinhard Meyer zu Siederdissen zu betonen, dass der neue Gottesdienst Alt und Jung in der Gemeinde nicht spalten soll. »Es soll nicht so sein, dass die jungen Menschen den Abendgottesdienst besuchen und die ältere Generation nur den konventionellen Gottesdienst und umgekehrt.« Der Pfarrer ist zuversichtlich, dass »GO special« alle Generationen anspricht: »Ich glaube, dass die neuen Alten moderner sind als die alten Alten.«
Auch der Pfarrbezirk Melbergen beschreitet neue Pfade und nennt seinen Abendgottesdienst »Mittendrin«. Die unterschiedlichen Gottesdienstformen finden ab Januar im Wechsel statt. In der Johanneskirche wird am ersten Sonntag eines Monates ein konventioneller Gottesdienst, am dritten Sonntag ein Abendgottesdienst gefeiert. Im Haupensiek findet am zweiten Sonntag eines Monates ein Abend- und am vierten Sonntag ein konventioneller Gottesdienst statt. Aber auch jene Kirchgänger, die an der Tradition festhalten wollen, kommen zu ihrem Recht. In der Simeonkirche wird weiterhin allsonntäglich ein Gottesdienst in gewohnter Weise gefeiert.
Der Startschuss zu »GO special« fällt am 8. Januar im Gemeindezentrum Haupensiek. Im Mittelpunkt steht die Frage: »Gottesdienst - Wozu?«. Andreas Ehlebracht und das gesamte Vorbereitungsteam hoffen, an diesem Abend möglichst viele der 2 000 Gemeindeglieder Gohfelds begrüßen zu können. »Ehrengast wird der Komiker Mr. Bean sein«, sagt Ehlebracht. »Mehr wird aber nicht verraten. Wer neugierig geworden ist, soll einfach vorbeikommen.«

Artikel vom 30.12.2005