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Eine geplante Straße
spaltet die ganze Stadt

8,2 Millionen Euro kostet die neue Süd-Ost-Tangente

Bad Lippspringe (WV). Eine Straße, die noch gar nicht gebaut ist, spaltet eine Stadt in zwei Lager.
Nach gut 30-jähriger Planung und Streitdebatte verlangt in Bad Lippspringe Bürgermeister Willi Schmidt eine politische Entscheidung, ob eine 1800 Meter lange Südost-Tangente für angeblich 8,2 Millionen Euro gebaut werden soll oder nicht. Der alte Streit bricht vom Zaun: Mindestens drei Bürgerinitiativen machen in der Badestadt für oder gegen die Straße Front. Kritiker glauben, dass die Straße weniger der Entlastung der Innenstadt, sondern in Wirklichkeit der Erschließung neuer Baugebiete mit Landesgeldern dient. Neue Gutachten und Verkehrszählungen lassen weder eine Verkehrszunahme noch eine Klimabelastung erkennen. Gleichwohl beharrt der Bürgermeister auf diese neue Straße, die das hoch verschuldete Stadtsäckel mit mehr als drei Millionen Euro belastet.
Erschrocken erfahren Anwohner der Maximilian-Kolbe-Straße im Herbst, dass ihre Wohnstraße zum wichtigen Zubringer zur neuen Umgehung ausgebaut werden soll. Der Streit gewinnt an Pikanterie, als bekannt wird, dass Ratsmitglieder Grundstücke im Tangentenbereich besitzen: Ackerland würde so zum kostbaren Bauland. Schon machen Vorwürfe über Befangenheit und Vorteilsnahme die Runde. Bad Lippspringe erlebt einen heißen Herbst. Am 14. November entscheidet der Rat mit Zwei-Drittel-Mehrheit, an der umstrittenen Tangente festzuhalten. Straßengegner rufen die Kommunalaufsicht an: Der Landrat prüft, ob der Bürgermeister oder Ratsmitglieder befangen waren. Kurz vor Weihnachten kommt das »Geschenk«. Weil die Ackerflächen nicht seinem Onkel sondern seinem Vetter gehören, ist Bürgermeister Willi Schmidt nicht befangen.

Artikel vom 31.12.2005