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Vom »tournierten Gemüse« bis Raclette

Mit den unterschiedlichsten Gaumenfreuden begrüßen Jung und Alt das Neue Jahr

Von Kathrin Weege (Text und Fotos)
Espelkamp (WB). Der Jahreswechsel steht bevor. Und der sollte gebührend gefeiert werden -Êvor allem mit einem guten Essen. »Zu Silvester darf es etwas ganz Besonderes sein«, meint Irma König.

Die junge Frau steht kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Köchin im Hotel Mittwald. Und das sie für die Zubereitung von Speisen das richtige Händchen hat, bewies sie auch schon bei der großen Schulmeisterschaft am Mindener Leo-Sympher-Kolleg in diesem Jahr. Dort belegte sie nämlich den ersten Platz. (wir berichteten)
Im Hotel Mittwald bereitet sie zum Jahreswechsel mit dem Küchenteam ein köstliches Mahl vor. Das Besondere daran: das »tournierte Gemüse«. »Das heißt, dass das Gemüse geformt ist. Kohlrabi werden zu Stiften geschnitten und in Päckchenform serviert, Karotten sehen aus wie Halbmonde«, erklärt die 25-Jährige. »Eine zeitaufwändige Arbeit.« Was es an Silvester im Hotel als Hauptspeisen gibt, verrät die Auszubildende nicht. Das bleibt bis zum 31. Dezember eine Überraschung.
»Wenn ich privat an Silvester für Freunde oder Familie kochen würde, gäbe es etwas Leichtes«, sagt die Espelkamperin. Auch der »feiernden Bevölkerung« rät sie zu leichten Speisen: »Fisch oder Pute sind ideal.« Da die Menschen an Silvester bekanntlich besonders lange aufbleiben und fit sein möchten, sei es ratsam, den Körper nicht mit zu schwerem Essen zu belasten.
Das kommende Jahr bringt Irma König übrigens viel Neues: Die Espelkamperin hat sich dafür entschieden, nach Amerika zu gehen. Ab Februar ist sie zur beruflichen Weiterbildung für 18 Monate nach Washington. Dort arbeitet sie in einem deutschen Restaurant. »Ich möchte meine Koch- und Englisch-Kenntnisse noch weiter verbessern«, sagt die 25-Jährige. In dem Restaurant gibt es typisch deutsche Speisen. »Die Amerikaner scheinen Sauerkraut und Kassler zu mögen«, meint die Espelkamperin.
Gut ankommen werden in den USA wahrscheinlich ihre handgemachten Soßen. »Bei meinem Ausbilder und Küchenchef Werner Hölscher habe ich nach der guten, alten Methode gelernt. Wie setzen alle Soßen selber an. Aus der Packung gibt es bei uns nichts!« Und die »gute, alte Schule« hat sich mit dem Gewinn am Sympher-Kolleg ja auch schon ausgezahlt: Mit dem Beruf der Köchin hat die Espelkamperin ihre wahre Berufung gefunden.
»Ich habe schon eine Ausbildung als Justizangestellte gemacht. Das passte aber nicht so richtig zu mir.« Anschließend ist sie ins Ausland nach Spanien gegangen. »Dort habe ich als Serviererin gearbeitet und viele Köche kennen gelernt. Da merkte ich: Die Gastronomie ist das Richtige.« Zurück in Deutschland bewarb sich Irma Koch im Hotel Mittwald und schon bei der ersten Bewerbung klappte es.
Während Irma König im Restaurant für die Gäste das richtige Menü zaubert, feiern aber auch viele Familien zuhause. Vor allem die etwas jüngere Generation. Sina Peper findet Silvester aber ganz toll: »Dann kann ich richtig lange aufbleiben«, strahlt die 13-Jährige über das ganze Gesicht. Sie feiert gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder Florian (10) den Jahreswechsel. Und dabei kommt natürlich das leibliche Wohl auch nicht zu kurz. »Bei uns gibt es Raclette«, erzählt das Mädchen. Und wenn der erste Hunger gestillt ist, dann knabbert Sina auch gerne noch ein paar Chips und anderes Salzgebäck. Ist der Kuchen - zwar gekauft - aber hübsch mit Luftschlangen und anderer Dekoration verziert, sagt die junge Espelkamperin auch nicht »nein«. An Silvester will man es sich schließlich richtig gut gehen lassen.
Auf dem Abendprogramm bis Mitternacht steht in erster Linie das gemeinschaftliche Miteinander. »Wir spielen zusammen Gesellschaftsspiele und gucken auch ein bisschen Fernsehen. Aber wirklich nur ein bisschen«, lächelt Sina. Und was passiert um 0 Uhr? »Dann gehen wir vor die Tür, und es wird so richtig geböllert«, steht dem Mädchen die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Und das beste: »Auch danach kann ich noch aufbleiben!«

Artikel vom 31.12.2005